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Q U E R S P A L T E Aber Herr Fritsch!

■ Der Bonner Polizeichef mag keinen Stacheldraht

Es gibt ihn. Und die Zeitschrift (?) „bonn tendenz“ hat ihn entdeckt: Den Polizeipräsidenten, der gegen NATO–Draht und Sicherheitsbestreben ist. Herr Fritsch heißt er und nörgelt an unseren Ministerien herum. „Immer mehr“, monierte er, würden sich „aus Sicherheitsgründen hinter Stacheldraht verbarrikadieren“. Es sei zweifelhaft, so Fritsch, ob Stacheldraht einen Bombenanschlag verhindern könne. Aber wer um Himmels willen, Fritsch, hat denn in näherer Vergangenheit einen Bombenangriff vorgeschlagen? Und gegen wen? Viele Minister des jetzigen Kohl–Kabinetts wären doch schon deswegen als Anschlagsopfer völlig unqualifiziert, weil sich kein Mensch an Namen, Aussehen, Funktion, Adresse dieser Möllemänner, Willmse und Warnkes erinnern könnte. Und ob Stacheldraht eine Bomberei verhindern könnte, hängt ganz von der Ausrüstung ab: Ein diskretes Bomb–in im Ministervorzimmer mittels Briefsprengsatz z.B. wäre auch bei NATO–Totalverdrahtung denkbar. Ein Megatonnen–Knallgerät dagegen etwa auf einer Sackkarre durchzuschieben (“Mahlzeit! Wir bringen die CO2–Patrone für die Minister–Bar!) - kaum vorstellbar! Schnittige, luftig–leichte Brennsätze mit günstigen aerodynamischen Werten - Valpolicella–Flaschen etwa, eine Art Cabrio–Bömbchen quasi - schon eher! Auswärtige Besucher, so Fritsch weiter, müßten sich wie kurz vor dem Bürgerkrieg fühlen. Solange der Polizeipräsident der Bundeshauptstadt sich noch mit derart derben Späßen an die Öffentlichkeit wagen darf, kann das nicht sein. Terrain gesichert wird immer nach dem Bürgerkrieg... Klaus Nothnagel

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