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Glaubensfrage

■ Die Unterstützung der Contra als Quasi–Religion

Auch nach dem zweiten Tag seiner Vernehmung vor dem Irangate–Untersuchungsausschuß hat Oliver North noch nicht begriffen, was er eigentlich falsch gemacht hat. Er habe zwar erwartet, sagte er dem Komitee am Mittwoch, daß er politische Verantwortung für die Iran/Contra–Operation übernehmen müsse, nicht jedoch, daß er ihretwegen als Krimineller betrachtet und vor ein Gericht gezerrt würde. North, der an die Legitimität seines messianischen Antikommunismus ebenso fest wie an den lieben Gott glaubt, ist nicht in der Lage zu begreifen, daß weite Teile des Kongresses und der Öffentlichkeit die Dinge anders als er sehen und seine Paranoia nicht teilen. So sehr verstellt diese seinen Blick, daß aus den Contras unversehens kleine Jeffersons und aus den Sandinisten lauter Stalins werden. Eine dermaßen schiefe Weltsicht kann freilich nur in einem Klima von Geheimagenten, Top–Secret–Dokumenten und Kodewörtern gedeihen - einer Umgebung, in der keine Fragen gestellt werden; sie braucht diese Atmosphäre wie ein Fisch das Wasser. North, Secord, Casey und Poindexter wußten, daß selbst eine noch so begrenzte Information des Kongresses über ihre wahnwitzige Geheimdiplomatie deren Ende bedeutet hätte, denn sie wäre als absurd abgelehnt worden. Kein Geheimdienstausschuß hätte die Mär von den „Gemäßigten“ im Iran geglaubt und schon gar nicht zugelassen, die Contra statt mit US–Regierungsgeldern eben mit saudiarabischen über Wasser zu halten. So wird deutlich, daß es nicht die Angst vor der Enthüllung gegenüber Moskau, Managua oder Damaskus war, die North und seine Kumpane zu ihren Lügen veranlaßte, sondern die Angst vor der Diskussion ihrer Pläne über die unmittelbar Beteiligten hinaus. Stefan Schaaf

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