Trendsetter

■ Zu Möllemanns Vorstellungen vom Hochschulwettbewerb

Konkurrenz belebt das Geschäft. Das mag sich Bundesbildungsminister Möllemann gedacht haben, als er jetzt seine Pläne für eine ZVS–Novelle und damit ein Votum für mehr Wettbewerb zwischen den deutschen Hochschulen vorlegte. Doch was er als „Liberalisierung“ verkaufen will, verschleiert nur unzulänglich die Tatsache, daß Möllemann nichts anderes als ein „Trendsetter“ ist. Denn angesichts der Perspektive abnehmender Studentenzahlen um rund 500.000 bis zum Jahr 2000 ist es eine Selbstverständlichkeit, mit der Demontage der ZVS–Restriktionen zu beginnen. Insofern greift Möllemann lediglich pflichtgemäß die Datenvorgaben seines Berliner Kollegen Turner auf, der gleichzeitig auf die Möglichkeit einer analogen Schrumpfung bei der Anzahl der Hochschulen hinwies. Es sind diese demographischen Trends, die konservativer Bildungspolitik zuarbeiten: Weg von einer Bildungsreform, die breiten Schichten den Zugang zu mehr Bildung verschaffen sollte, hin zu einer bedarfsorientierten ökonomisierten Bildungspolitik, die den Hochschulzugang verengt und Bildung nur nach dem aktuellen Marktwert bemißt. „Schrumpfung“ eben. Es ist sicherlich Zeit für einen qualitativen Paradigmenwechsel in der Bildungspolitik, mit dessen Forcierung ein Technokrat wie Möllemann allerdings überfordert ist. Detlef Berentzen