: Puma: Boris Beckers Kampfschuh im Gerede
■ Ein Jahr nach dem Gang an die Börse nicht dividendenfähig / Werksschließungen geplant / Hauptversammlung verschoben / Strafanzeige gegen Vorstand
Pullach (ap/dpa/taz) - Rund ein Jahr nach seinem Gang an die Börse steckt der Sportartikelhersteller Puma in Schwierigkeiten. Nach der Ankündigung des Unternehmens, das Geschäftsjahr mit einem Verlust von 40 Millionen Mark abzuschließen und keine Dividende zahlen zu können, rief der Puma–Aktionär und Wirtschaftsberater Hans–Joachim Metzlaff am Montag in Pullach bei München zu einer „forcierten gemeinschaftlichen Aktion“ der Anteilseigner auf. Unter Hinweis auf die „offensichtlich noch nicht vorliegende Bilanz“ und die angekündigte Schließung der Puma– Werke in Bad Windsheim und Reckendorf forderte Metzlaff eine Sonderprüfung der Unternehmenslage sowie den Schutz von Aktionärsrechten und Arbeitnehmern. Bei der Aktien–Emission war den Interessenten eine Dividende von neun Mark je stimmrechtsloser Vorzugsaktie angekündigt worden. Da es entgegen dieser Prospektaussage nunmehr keine Dividendenzahlung geben werde, seien auch die Inhaber von Vorzugsaktien bei der Hauptversammlung stimmberechtigt, sagte Metzlaff. Er hatte bereits im März Strafanzeige gegen Vorstand und Aufsichtsrat der Gesellschaft sowie gegen die Konsortialbanken gestellt. Auf der Hauptversammlung, die Puma vom zunächst vorgesehenen Termin am 18. August auf den 19. Oktober verschoben hat, will Metzlaff möglichst viele Teilnehmer für die Forderungen seiner „Interessengemeinschaft Puma–Aktionäre“ gewinnen. Die Ankündigung des Großaktionärs und Vorstandsmitglieds Armin Dassler, den Vorzugsaktionären aus privaten Mitteln eine freiwillige Zahlung zu gewähren, nannte Metzlaff „eine nette, belustigende Geste, rechtlich unerheblich“. In der ersten Hälfte dieses Jahres sank der Umsatz der Aktiengesellschaft um 13 Prozent. 1986 setzte das Unternehmen im fränkischen Herzogenaurach 696 Millionen Mark um. Bereits in der letzten Woche hatte die zu den größten deutschen Sportartikelherstellern zählende Puma AG angekündigt, noch in diesem Jahr die Zweigwerke in Bad Windsheim und Reckendorf dichtzumachen. Die Schließungen und der damit verbundene Abbau von 200 Arbeitsplätzen sei wegen des konstant niedrigen Dollarkurses, notwendiger Einsparungsmaßnahmen, ausbleibender Aufträge der Bundeswehr und im Interesse der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit unumgänglich geworden. Dadurch würden die 336 Arbeitsplätze in der Produktion in Herzogenaurach sichergestellt. Angesichts der Bedeutung, die die heißgelaufenen Turnschuhe für den derzeit beliebtesten bundesrepublikanischen Jungmann haben, ist eine schnelle Bereinigung des Konflikts angesagt. Negativmeldungen, die nach „Skandal in der Frittenbude“ klingen, werden mit Sicherheit die Becker– Innung auf den Plan rufen. Tiriacs Marketing–Geschick wird die Gelegenheit, die Fuß–Ausstatter– Rechte neu und teurer zu verkaufen, nicht vorübergehen lassen und dann spielt unser Boris bald mit drei Streifen am Schuh. Georgia Tornow
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