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Bildungspolitische Notizen

An der Universität Hamburg ist die Zahl der Lehramtsbewerber um das Doppelte gestiegen. Während im vergangenen Wintersemester lediglich 871 Studienplatzbewerber als gewünschten Abschluß das Lehramt angaben, hat sich ihre Zahl für das Wintersemester 87/88 auf rund 1.600 erhöht. Ein Sprecher der Universität führte die enorm gestiegene Bewerberanzahl auf Analysen zurück, nach denen in den neunziger Jahren wieder ein höherer Bedarf an Lehrern bestehen werde. Die Hamburger Entwicklung liegt allerdings nicht im Trend der bundesdeutschen Gesamtentwicklung: Nach den neuesten Zahlen des Statistischen Landesamtes Wiesbaden ging die Zahl der Lehramtsprüfungen im Jahre 1985 bundesweit zurück (um 8,5 bei den Männern), während die Zahl der Promotionen um 5,7% zunahm. (ap/dpa/taz) „Nicht unbedingt ermutigend“ hat Bundesbildungsminister Möllemann (FDP) die Ergebnisse der dritten Repräsentativbefragung zum Weiterbildungsverhalten der Bevölkerung aus dem Jahre 1985 genannt, die er jetzt der Öffentlichkeit präsentierte. Während das Interesse an beruflicher Weiterbildung gestiegen sei - vier Millionen Erwachsene zwischen 19 und 65 Jahren nahmen an entsprechenden Maßnahmen teil - habe das Interesse an allgemeiner und politischer Weiterbildung doch deutlich abgenommen: 1982 waren es noch 4,9 Mio. Personen, die sich in diesen Bereichen weiterbilden wollten, 1985 sank deren Zahl auf 4,1 Mio. (taz) Die Reputation einer Hochschule garantiert noch keine Karriere. Zu diesem Ergebnis kommt Prof. Dr. Ulrich Teichler vom Wissenschaftlichen Zentrum für Berufs– und Hochschulforschung Kassel, der im Rahmen einer Studie des Zentrums eine Befragung unter Absolventen von Hochschulen unterschiedlichen Typs zwei Jahre nach ihrem Eintritt in das Berufsleben durchführte. Demnach haben die Absolventen von Traditionsuniversitäten beim Berufsstart kaum weniger Probleme als ihre Studienkollegen von neugegründeten Hochschulen. Teichler leugnet zwar nicht, daß es für den einen oder anderen Absolventen Startnachteile und - vorteile geben könne, streitet aber die in letzter Zeit diskutierten „dramatischen Qualitätsunterschiede“ unter den einzelnen Hochschulen ab. (dpa/taz) Um fast die Hälfte ist seit 1970 im Bundesland Nordrhein–Westfalen die Zahl der Schulanfänger zurückgegangen. Während vor 17 Jahren noch 303.100 Anfänger eingeschult wurden, betrug ihre Zahl im Jahre 1986 nur noch 161.800. Wissenschaftsministerin Anke Brunn (SPD) teilte mit, daß bis zum Jahre 2010 ein weiterer Rückgang der Schulanfänger auf rund 120.000 erwartet werde.(taz) Mängel in der Unterrichtsversorgung Niedersachsens hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beklagt. Bei derzeit 12.000 arbeitslosen Junglehrern in Niedersachsen sei ein Unterrichtsausfall, wie beispielsweise an den Berufsschulen, wo derzeit für 20 Planstunden die Lehrer fehlten, kaum vertretbar. Nach den Sparbeschlüssen der Landesregierung vom Frühjahr dieses Jahres werden in Niedersachsen vorläufig keine freien Lehrerstellen mehr besetzt. Außerdem strich das Kultusministerium die bisherige Krankheitsreserve bei der Berechnung des Lehrerbedarfs. (taz) Als klare Absage an das dreigliedrige Schulwesen hat die GEW die Tatsache bezeichnet, daß sich nach ihren Berechnungen 65 Prozent der Eltern hessischer Viertklässler für die Einschulung in Förderstufen und integrierte Gesamtschulen entschieden haben. Die CDU/FDP - Landesregierung hatte mit der kürzlichen Verabschiedung eines „Schulfreiheitsgesetzes“ gerade verhindern wollen, daß sich die Förderstufe, die die Kinder noch zwei weitere Jahre gemeinsam beschult, in der Bevölkerung durchsetzt. Angesichts der nun vorgelegten Zahlen habe die von der Landesregierung prophezeite „Flucht“ aus der Förderstufe wohl nicht stattgefunden, vermerkte die GEW. (taz)

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