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Töpfer in Gorleben: Wir bohren weiter

■ Umweltminister Töpfer besuchte Endlagerbaustelle Baustopp soll bald aufgehoben werden

Aus Gorleben Jürgen Voges

Obwohl die Ursache des Schachtunglücks in Gorleben immer noch nicht geklärt ist, will Bundesumweltminister Töpfer demnächst grünes Licht für den Weiterbau des Endlagers geben. Das Unglück in Schacht I, bei dem im Mai dieses Jahres ein Bergmann ums Leben gekommen war, stelle die Eignung des Salzstockes nicht in Frage, sagte Töpfer am Mittwoch nach einer Besichtigung des Schachtes. In einer Diskussion mit Kommunalpolitikern aus Lüchow– Dannenberg sicherte er lediglich zu, daß vor Wiederaufnahme der Arbeiten in Schacht I die Physikalisch–Technische Bundesanstalt dem Kreistag über Ursachen des Schachtunglücks und über das neue Konzept berichten werde. Ein Vertreter der deutschen Gesellschaft für den Bau und Betrieb von Endlagern (DBE) erklärte während des Ministerbesuches, daß das Unglück höchstwahrscheinlich auf eine unerklärliche Erwärmung des Frostkörpers um den Schacht zurückgehe. Obwohl die Experten noch auf der Suche nach der Ursache für diese Erwärmung sind, will die DBE bereits im Januar des nächsten Jahres mit der Entfernung des 14 Meter dicken Betonpfropfens beginnen, den man nach dem Unglück zur Stabilisierung in das Schachtende gegossen hatte. Der einmütigen Forderung des Kreistages von Lüchow–Dannenberg, den Bau des Schachtes II bis zur Klärung der Unglücksursache ebenfalls ruhen zu lassen, wollte sich auch Bundesumweltminister Töpfer nicht anschließen. Fortsetzung auf Seite 2 Da aufgrund des andersartigen geologischen Aufbaus dieses Schachtes kein Zusammenhang zum Unglück bestehe, könne die Bergbehörde in absehbarer Zeit die Genehmigung zum Weiterbau von Schacht II erteilen, sagte der Minister. Der Präsident des Oberbergamtes Clausthal–Zellerfeld, Fürer, erklärte, daß man diese Genehmigung abschnittsweise erteilen werde. „Den Bereich, wo es in Schacht I die Probleme gab, werden wir bei Schacht II erst einmal auslassen“, sagte Präsident Fürer wörtlich. Der Forderung der SPD, alternative Endlagerstandorte und -verfahren zu erkunden, erteilte Töpfer ebenfalls eine Absage. Ein Endlager für atomaren Müll benötige man frühestens im Jahre 2000, so daß genügend Zeit bleibe, um andere Standorte zu untersuchen, falls Gorleben nicht geeignet sei. Bis dahin könne man den anfallenden Atommüll zwischenlagern.

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