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Mehr Mütter auf Maloche

■ Zunehmende Erwerbstätigkeit bei verheirateten Müttern / Zahl der Kinder dabei entscheidend

Eine steigende Beteiligung der Frauen am Erwerbsleben, besonders verheirateter Mütter mit einem und mehr Kindern konstatiert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW–Wochenbericht 29/87) in einer repräsentativen Untersuchung zum Erwerbsverhalten von Frauen in der Bundesrepublik. Trotz der anhaltend ungünstigen Arbeitsmarktlage und überdurchschnittlicher Zunahme der Arbeitslosigkeit gerade bei Frauen waren von den 29 Millionen Erwerbstätigen 1985 fast 40 zwei Prozent niedriger. Arbeitslos waren 1985 von den abhängig beschäftigten Frauen immerhin 12 die gleiche Quote bei den Männern betrug dagegen „nur“ 7,5 Allerdings, so kommentiert der Bericht, sagen die hier analysierten Zahlen nichts über die Qualität der von Frauen besetzten Arbeitsplätze sowie die Berufs– und Lohnstruktur der weiblichen Erwerbstätigen aus. Noch immer verlaufe das Leben vieler Frauen im erwerbsfähigen Alter nach klassischem Muster in drei Phasen: Ausbildung und kurze Zeit der Erwerbstätigkeit; Eheschließung, Geburt und Erziehung der kleinen Kinder mit Austritt aus dem Erwerbsleben, danach Wiedereintritt ins Berufsleben. Dennoch kristallisieren sich zunehmend Unterschiede im Erwerbsverhalten verheirateter Mütter älterer und jüngerer Jahrgänge heraus. So ist der Anteil der sog. Nur–Hausfrauen bei den jüngeren Frauen weit geringer als bei den älteren Jahrgängen. Doch auch heute noch sind bis zum 22. Lebensjahr mehr als die Hälfte aller Frauen verheiratet und davon bekommen rund 80 nur bei verheirateten Müttern in diesem Ausmaß zur Nichterwerbstätigkeit führen“. Ledige oder geschiedene Mütter sind dagegen meistens darauf angewiesen, den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder selbst zu verdienen. Aus der Zunahme lediger und geschiedener Mütter sowie aus einer besseren Ausbildung von Frauen erklärt sich die Zunahme der Erwerbsbeteiligung von Fauen insgesamt. Ledige Mütter sind fast ebenso häufig berufstätig wie kinderlose ledige Frauen. Auch die geschiedenen Frauen übertreffen in allen Altersgruppen die Erwerbsquoten der Verheirateten. Für die Fortführung der Berufstätigkeit bei verheirateten Müttern ist die Anzahl der Kinder von zentraler Bedeutung. So liegt die Erwerbstätigkeit der Ehefrauen mit nur einem Kind um zehn Prozent höher als die der Ehefrauen mit drei und mehr Kindern. Das gilt für die Geburtsjahrgänge 1931 bis 1940 ebenso wie für die zwischen 1941 bis 1950. Eine Ausnahme bilden hier die vor 1921 geborenen Frauen, weil bei der älteren Generation bereits die Eheschließung zum Hausfrauendasein führte. Insgesamt hat die Erwerbsbeteiligung verheirateter Mütter mit ein oder zwei Kindern deutlich zugenommen. Heutzutage kehren die Frauen wesentlich früher ins Berufsleben zurück, als dies ihre Mütter in der gleichen Lebensphase getan haben. Gründe dafür sind die Angst um den Arbeitsplatz bzw. sich mit einem nicht ausbildungsgemäßen, geringer qualifizierten Arbeitsplatz bescheiden zu müssen. Viele Frauen geben deshalb trotz Kind ihren Beruf nicht mehr auf. Auch weil sie um den Arbeitsplatz ihres Mannes fürchten müssen. Einen weiteren Grund für die wachsende Beteiligung verheirateter Mütter am Erwerbsleben sieht das DIW im umfangreicher werdenden Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen. Diese oft wenig qualifizierten, unsicheren Arbeitsplätze bieten dennoch die Möglichkeit, Familie und Beruf zu verbinden. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten verheirateten jüngeren Mütter liegt auch hier über dem der älteren Generationen. Das DIW rät, die Nachfrage der Frauen nach Teilzeitbeschäftigung in Zukunft nicht mehr zu diskriminieren und die Qualifikationsdefizite der Frauen abzubauen. Teilzeitarbeitsplätze und flexible Arbeitszeiten für verheiratete Mütter seien, so der Bericht, ein Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Darüber hinaus könnten sie langfristig „die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung mit der einseitigen Zuweisung der Hausarbeit an die Frauen“ abbauen helfen. Meint das DIW. Christina Klette

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