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Der Papst, der den Haß auf sich zog

■ In Mexiko–Stadt läuft mit großem Erfolg ein Theaterstück über Papst Johannes Paul I. / Der „Kandidat Gottes“ legt nahe, daß er nach nur 33 Amtstagen umgebracht wurde

Mexiko–Stadt (ips) - „Kandidat Gottes“ ist der Titel eines Theaterstücks, das im katholisch geprägten Mexiko mit inzwischen über 500 Aufführungen einen überwältigenden Erfolg verzeichnen konnte. Demnächst wird es auch in Paris, Madrid und London zu sehen sein. Titelfigur und Held des „Kandidaten“ ist der Italiener Albino Luciani, der als Papst Johannes Paul der I. nach einem Pontifikat von nur 33 Tagen im September 1978 überraschend starb. Der Autor des Bühnenstücks, Luis Basurto, geht davon aus, daß der Vorgänger des jetzigen Papstes, Johannes Paul des II., nicht auf natürliche Weise zu Tode kam. In Dokumenten, Berichten und Zeugenaussagen, „darunter auch von Kardinälen und anderen hohen Geistlichen“, ging Basurto dem Wirken des Luciani–Papstes nach. Dabei sei deutlich geworden, daß der 65jährige schon durch die wenigen Stellungnahmen in seiner kurzen Amtszeit die „Furie der Schriftgelehrten und Pharisäer“ gegen sich aufgebracht habe. Schon die Zurückweisung der Tiara und der päpstlichen Prunksänfte hätten die „moralische Qualität“ dieses Papstes erkennen lassen. Anders als für viele seiner Vorgänger habe für Johannes Paul I. das Dienen und nicht das Herrschen obenan gestanden. Eine Aussage wie „Gott ist unser Vater und unsere Mutter“ habe offenbar das Faß des Hasses zum Überlaufen gebracht. Nach eigenen Worten hat der katholische Bühnenautor, der das Stück in Mexiko Stadt auch inszenierte, lange nach einer Bühnenfigur gesucht, „die der Welt vor Augen führt, daß wirkliche Macht bedingungsloses Dienen an der Menschheit heißt“. Nach Studien über Mahatma Gandhi, den schwarzen US–Bürgerrechtler Martin Luther King und die Ordensfrau Teresa von Kalkutta habe er sich schließlich für Papst Johannes Paul I. als den dafür am besten geeigneten Helden für den „Kandidaten Gottes“ entschieden.

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