piwik no script img

Neue Schlappe für die Verteidigung Demjaniuks

■ Zweite Entlastungszeugin zieht ihre Aussage zurück / Im Kreuzverhör Mangel an Sachverstand eingeräumt

Jerusalem (ap) - Die Verteidigung im Prozeß gegen den des Massenmordes angeklagten John Demjaniuk in Jerusalem mußte am Mittwoch, dem letzten Verhandlungstag vor einer 18 Tage währenden Prozeßpause, einen weiteren schweren Schlag hinnehmen. Im Kreuzverhör mußte die 40jährige Anita Pritchard zugeben, daß es ihr an Fachwissen fehle, um die Echtheit eines Dokuments zu beurteilen. Ihre Ausbildung habe lediglich in der Teilnahme an einem einjährigen Fernkurs über Psychologie an einer nicht offiziell anerkannten kalifornischen Universität bestanden. Frau Pritchard gab am Mittwoch zu, daß Staatsanwalt Michael Shaked recht habe, wenn er sage, von einem amerikanischen Gericht würde sie niemals als Sachverständige für Psychologie anerkannt werden. Sie entschuldigte sich auch dafür, daß sie gegen den von der Anklage als Sachverständigen berufenen Deutschen Reinhardt Altmann falsche Anschuldigungen erhoben habe. Bei dem Streit ging es um die Echtheit der angeblichen Unterschrift des Angeklagten auf einer Kennkarte der SS. Die Verteidigung hat das Dokument als Fälschung bezeichnet. Der aus der Ukraine stammende 67jährige Demjaniuk wird beschuldigt, während des Zweiten Weltkrieges im NS–Vernichtungslager Treblinka am Massenmord beteiligt gewesen zu sein. Demjanjuk bestreitet, jemals in Treblinka gewesen zu sein. Die aus Schweden stammende Anita Pritchard ist die zweite Zeugin der Verteidigung, die beim Kreuzverhör durch die Staatsanwaltschaft ihre ursprüngliche Aussage zurückziehen mußte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen