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USA wieder auf Posten in Damaskus

■ Im September kehrt der amerikanische Botschafter nach Damaskus zurück / Syrien bleibt dennoch auf Liste der Länder, denen Washington „Unterstützung des Terrorismus“ zur Last legt / Rafsanjani winkt mit der Freilassung der ausländischen Geiseln im Libanon

Washington/Berlin (afp/ap/ taz) - Die Wiederannäherung zwischen Syrien und den USA ist ein großes Stück vorangekommen. Wie Regierungsbeamte am Mittwoch in Washington mitteilten, wird der amerikanische Botschafter in Syrien, William Eagleton, Anfang September nach Damaskus zurückkehren. Eagleton war im Oktober 1986 abberufen worden, nachdem bei einem Prozeß in London wegen eines Attentatsversuchs auf eine israelische Verkehrsmaschine eine syrische Verwicklung zutage getreten war. Außerdem hatten die USA Sanktionen gegen Syrien verhängt, das auch heute noch auf der Liste der Länder steht, denen Washington „Unterstützung des Terrorismus“ zur Last legt. Von den westeuropäischen Ländern hatte nur Großbritannien mit Washington an einem Strang gezogen. Die Bundesregierung hatte ebenfalls einige wirtschaftliche Sanktionen verhängt, sich aber ansonsten elegant aus der Affäre gezogen: Der im vergangenen Herbst fällige Wechsel des deutschen Botschafters in Damaskus war lediglich hinausgezögert worden, bis sich die Wogen wieder geglättet hatten. Die Rückkehr des US–Botschafters nach Damaskus war bereits im Juni erwogen worden. Damals hatte es geheißen, Syrien habe die Schließung der Büros der „Abu–Nidal–Gruppe“ verfügt, die für zahlreiche Anschläge die Verantwortung übernommen hat. Die Mitglieder der Organisation sollen sich seither in der syrisch besetzten libanesischen Bekaa– Ebene aufhalten. In Washington hieß es dazu, die Entscheidung über die Verbesserung der Beziehungen zu Syrien sei bereits vor einiger Zeit gefallen und könne daher auch nicht als Belohnung für die Befreiung amerikanischer Geiseln im Libanon angesehen werden. Am Dienstag dieser Woche hatte der amerikani sche Journalist Charles Glass seinen Entführern entkommen können. Politische Beobachter in Beirut gingen davon aus, daß Glass bei seiner Flucht das stillschweigende Einverständnis der Entführer hatte, die zuvor grünes Licht aus Syrien und Teheran bekommen hätten. Der iranische Parlamentspräsident Haschemi Rafsanjani hat unterdessen angedeutet, daß die entführten Ausländer im Libanon freikommen könnten, falls die USA Druck auf Israel und Kuwait ausübten, die in diesen Ländern inhaftierten Schiiten freizulassen. In einem Interview mit der amerikanischen Fernsehgesellschaft NBC sagte Rafsanjani, er könne zwar die Freilassung der Geiseln nicht garantieren, aber versprechen, daß er sich nach Kräften darum bemühen werde.

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