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Springer beerdigt Rudolf Heß

■ Führender Stellvertreter in aller Stille verscharrt / „Fragen Sie den Springer–Verlag“

Wunsiedel (taz/ap) - Rudolf Heß, der am vergangenen Montag im alliierten Militärgefängnis von Berlin–Spandau gestorbene ehemalige Stellvertreter Adolf Hitlers, ist in aller Stille an einem unbekannten Ort beigesetzt worden. Der Bürgermeister der oberfränkischen Stadt Wunsiedel, Karl Walter, sagte am Montag nachmittag, er habe diese auch für ihn überraschende Nachricht von Wieland Heß, einem Vetter des Heß–Sohnes Wolf–Rüdiger, telefonisch erhalten. „Es war der letzte Wille von Rudolf Heß, die Beisetzung in würdigem Rahmen im Kreise seiner Angehörigen auf dem Friedhof Wunsiedel durchzuführen. Angesichts der sich dort abzeichnenden Entwicklung - auf die die Familie keinen Einfluß hat - fühlen wir uns verpflichtet, diesen Wunsch von Rudolf Heß in seinem Sinne zu erfüllen. Er wurde in aller Stille beigesetzt“, hieß es in der Erklärung der Familie Heß, die Bürgermeister Walter gestern nachmittag in Wunsiedel verbreitete. Walter sagte, das bedeute, daß Heß bereits beerdigt worden sei. Er könne aber nicht sagen, wo und wann. In Wunsiedel, wo Reporter und Neo–Nazis dem Ereignis entgegenfieberten, wurde Heß jedenfalls nicht verscharrt. Andrea Heß, die Frau des angeblich schwer erkrankten Heß– Sohnes Wolf–Rüdiger, bestätigte in München die Beisetzung ihres Schwiegervaters. „Ich bestätige, daß das Begräbnis von Rudolf Heß bereits stattgefunden hat“, sagte sie. Auf die Frage, ob ihr Mann an der streng geheim gehaltenen Bestattung teilgenommen habe, verweigerte Andrea Heß alle Angaben. Sie sagte lediglich, ihrem Mann gehe es wieder „etwas besser“. Wörtlich fügte sie hinzu: „Fragen Sie wegen allem weiteren den Springer–Verlag.“ Ein Sprecher der Polizei–Einsatzentrale in Wunsiedel erklärte auf Anfrage, die Mitteilung von Bürgermeister Karl Walter über die bereits erfolgte heimliche Beisetzung von Rudolf Heß habe auch die Polizei überrascht. „Die Polizei wird jetzt erst einmal abwarten, wie sich die Dinge weiter entwickeln. Wir werden nicht gleich mit allen Kräften abrücken.“ Auch der zuständige evangelische Geistliche von Wunsiedel sei sichtlich überrascht gewesen von der Mitteilung über die streng geheime Beisetzung.

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