piwik no script img

SS–Obersturmführer vor DDR–Gericht

Berlin (ap) - Unter der Anklage, am Tod von 720 jüdischen Bürgern aus Dresden und Umgebung mitschuldig zu sein, soll der ehemalige SS–Obersturmführer Henry Schmidt am 15. September in der DDR vor Gericht gestellt werden. Wie die amtliche Ost– Berliner Nachrichtenagentur ADN berichtete, war Schmidt, der sich seit dem 9. April 1986 in Untersuchungshaft befindet, leitender Mitarbeiter der Gestapo in Dresden. Der Generalstaatsanwalt der DDR habe nun vor dem Bezirksgericht Dresden Anklage gegen ihn „wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ erhoben. In seiner Anklage wirft der Generalstaatsanwalt Schmidt vor, er habe vom April 1942 bis zum Februar 1945 als Leiter des Referats IIB/IV der Staatspolizeileitstelle Dresden „in Kenntnis und mit dem Ziel der Vernichtung“ Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung begangen, denen mindestens 720 Menschen zum Opfer gefallen seien. Die Anklage stütze sich auf Artikel sechs des Statuts für den Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg, die Verfassung und das Strafgesetzbuch der DDR sowie die UNO–Konvention über die Nichtanwendbarkeit von Verjährungsbestimmungen auf Nazi– und Kriegsverbrechen vom 26. November 1968. Schmidt sei nach 1945 durch falsche Angaben zur Person untergetaucht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen