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Alfonsin auf dem Prüfstand

■ Argentiniens Provinz–Wahlen werden zu nationalem Test / Wirtschaftsmisere gibt der Opposition gute Chancen / Argentinische Linke zerstritten / Wird Haltung der Linken zum Militär honoriert?

Aus Buenos Aires B. Hoffmann

Wenn morgen in den Provinzen gewählt wird, entscheiden die Argentinier damit auch über die Politik von Präsident Alfonsin. Seine Partei, die radikale Bürgerunion (UCR), hat einen schweren Stand: Die Wirtschaftslage und die erneut hohe Inflation sind die Hauptthemen im Wahlkampf. Neu gewählt werden am Sonntag die Gouverneure jeder Provinz sowie ein Drittel der nationalen Parlamentsabgeordneten. Bei den letzten Parlaments–Teilwahlen 1985 hatte der kurz zuvor eingeführte Wirtschafts–Plan „Austral“ der UCR einen triumphalen Sieg beschert. Die anfänglichen Erfolge bei der Inflationsbekämpfung hatten viele auf längerfristige Stabilität hoffen lassen. Heute jedoch ist der „Plan Austral“ am Ende. Allein für den Monat August beträgt die Preissteigerung 15 Prozent, und die Reallöhne sinken spürbar. Wenn die wirtschaftliche Situation die Wahlentscheidung in ähnlichem Maße beeinflußt wie vor zwei Jahren, wird es diesmal die UCR sein, die kräftige Verluste einstecken muß. Die Regierung wird dann Probleme haben, den in Aussicht stehenden härteren Anti– Inflationskurs durchzusetzen. Dabei gerät die Politik Alfonsins von zwei Seiten unter Druck. Von den Peronisten, der größten Oppositionspartei, wird vor allem der Gehorsam gegenüber dem Internationalen Währungsfonds kritisiert. Statt die Auslandsverschuldung über Reallohnkürzungen und Privatisierungen zu bezahlen, fordern sie in ihrer Wahlkampfrhetorik ein einseitiges Schuldenmoratorium. Von rechts hingegen macht sich die Erzkonservative Union Del Centro Democratico (UCEDE) daran, der UCR Stimmen abzunehmen. Mit ihrem Plädoyer für generellen Wirtschaftsliberalismus findet sie insbesondere bei jenen Gehör, die Alfonsin mit der Ernennung eines peronistischen Gewerkschafters zum Arbeitsminister schockiert hat. Die ohnehin schwache Linke tritt einmal mehr zerstritten und gespalten an. Ihre Hoffnungen liegen vor allem darin, daß ein guter Teil der Bevölkerung mit der Wirtschaftspolitik der Regierung unzufrieden ist, aber auch den Peronisten ihre Wahlversprechen nicht glaubt. Das überzeugendste Argument der linken Parteien ist jedoch ihre entschiedene Haltung gegen die Militärs. Deren wachsendem Druck hatte die Regierung in letzter Zeit immer mehr nachgegeben. Umfragen vor der Wahl machen Vorhersagen über das Ergebnis kaum möglich. Bei einem Drittel bis zuletzt „Unentschiedener“ wird der Wahlausgang morgen mit Spannung erwartet.

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