: Vom Celler Loch zur Celler Gewürzbombe
■ Justizminister erfand Gefangenenmeuterei
Hannover (taz) - Nach sorgfältigen Untersuchungen durch das niedersächsische Landeskriminalamt hat sich der „Sprengstoff“, der am vergangenen Sonntag in der JVA Celle in einer Teedose beschlagnahmt wurde, als Gewürzmischung aus Pfeffer und Paprika entpuppt. Niedersachsens Justizminister Werner Remmers hatte den Inhalt der Teedose noch am Dienstag auf einer Pressekonferenz „als mit Sicherheit sprengfähig“ bezeichnet und behauptet, mit Hilfe der Gewürzmischung hätten fünf Celler Gefangene zuerst einen Vollzugsbeamten ermorden und dann 2,5 Millionen DM, zwei Fluchtautos und die Freilassung eines weiteren Gefangenen erpressen wollen. Der Minister berief sich dabei auf vertrauliche Informationen, die er aus Sicherheitsgründen nicht nennen könne. Die Story des Ministers war am Mittwoch Aufmacher in den hannoverschen Boulevardzeitungen. Entschuldigen will sich Remmers bei den Gefangenen dennoch nicht. In der Teedose hätten sich auch Schrauben und Nägel befunden; sie sei so verschlossen gewesen, daß man sie für eine „unkonventionelle Sprengvorrichtung“ habe halten müssen, erklärte gestern sein Ministerium. Weil man bei den Zellenrazzien auch noch Kabel mit Unterbrecherkontakten und zwölf Patronen gefunden habe, werde weiterhin wegen des Versuchs der Gefangenenmeuterei ermittelt. Jürgen Voges
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