„So eine Gemeinheit“

■ taz–Blitzumfrage: WählerInnen unbeirrt / Empörung über Spiegel–Veröffentlichung

Pinneberg (taz) - Die schleswig–holsteinischen WählerInnen, die gestern den Weg zum Wahllokal antraten, lassen sich durch die Aussagen von Barschel–Mitarbeiter Reiner Pfeiffer offenbar nicht beirren. Das ist das Ergebnis einer Blitz–Umfrage der taz vor einem Wahllokal in Pinneberg. Viele sagten: „Ich bin empört“ oder: „Das ist eine Gemeinheit!“, meinten damit jedoch nicht die dem CDU–Ministerpräsidenten Barschel angelasteten Unternehmungen, sondern die Veröffentlichung durch den Spiegel. „Unerhört, wie die versuchen, auf die Wahl Einfluß zu nehmen“, entrüstete sich ein Mittvierziger. Eine Rentnerin fragte sich, „warum der Spiegel erst jetzt damit rauskommt, wenn die das doch schon seit Tagen wissen“. Ihr Wahlverhalten habe die Spiegel–Geschichte über Steuern, Sex und Wanzen in keiner Weise beeinflußt, erklärten die Befragten. Auch ein SPD–Mitglied mochte sich kaum vorstellen, daß an den Vorwürfen gegen Barschel „etwas dran“ sei. Diejenigen, die Barschel ein derartiges Vorgehen gegen Björn Engholm zutrauten, befanden sich in hoffnungsloser Minderheit. Ein junger Mann: „Ich traue das jedem von denen zu.“ Auch er ließ sich von dem Wahlkampf–Paukenschlag „natürlich nicht“ beeinflussen. Ausgewirkt hat sich der Nordlichter–Eklat, wenn überhaupt, nur auf den Anteil der Nichtwähler. Auf diese wird bei diesen Wahlen ein besonderes Augenmerk zu richten sein. Axel Kintzinger