: Cuba geht am schärfsten gegen AIDS vor
■ Über eine Million Cubaner wurden bereits getestet / Obligatorische Untersuchung für alle Krankenhaus–Patienten ab Oktober / Zwangstests für Ausländer, die länger als drei Monate auf der Insel sind / Ausgenommen sind nur Touristen und Diplomaten
Quito, Ecuador (wps) - Cuba führt eines der aggressivsten Programme gegen die Weiterverbreitung von AIDS durch. Dies ging aus den Ausführungen des cubanischen Delegierten auf der ersten internationalen AIDS–Konferenz in Lateinamerika hervor, die am Mittwoch dieser Woche in der ecuadoreanischen Hauptstadt Quito begann. Die zweitägige Konferenz, an der auch die Vereinigten Staaten teilnahmen, wurde von der Welt–Gesundheitsorganisation (WHO) und der Interamerikanischen Gesundheitsorganisation unterstützt und in 30 Ländern per Fernsehen ausgestrahlt. „Unser Land ist ein armes Land. Wenn viele Cubaner sich infizieren und krank werden, wüßte ich nicht, wie wir uns um sie kümmern sollten“, begründete Dr. Hector Terry vom cubanischen Gesundheitsministerium die ausgedehnten AIDS–Test auf der Zehn–Millionen–Insel in der Karibik. Bisher seien 1,1 Millionen Cubaner auf den HIV–Virus getestet worden, wobei festgestellt wurde, daß 147 Personen mit AIDS infiziert seien. Fünf Todesfälle habe es gegeben, und eine Person sei an AIDS erkrankt. Cuba ist das erste Land, das seine Bevölkerung in einem solchen Ausmaß AIDS–Tests unterzogen hat. In den anderen Staaten, deren Vertreter auf der Konferenz anwesend waren, sind solche Maßnahmen bisher nur diskutiert worden. Mexiko beendet gerade eine ähnliche Untersuchung, und die USA beabsichtigen, AIDS–Tests in die alltägliche Gesundheitsversorgung zu integrieren. Ab Oktober führt Cuba obligatorische Tests für alle ein, die ins Krankenhaus eingeliefert werden oder eine Arztpraxis aufsuchen. Ausführliche Tests an Schwangeren wurden ebenfalls durchgeführt, so der cubanische Arzt Terry. Bereits 1983, noch bevor der HIV–Virus identifiziert worden war, hatte Cuba die ersten Vorsichtsmaßnahmen getroffenund den Import von Blut und Blutprodukten eingestellt. Nachdem der AIDS–Virus HIV erkannt worden war, haben cubanische Wissenschaftler einen Bluttest entwickelt, mit dem infizierte Personen ausfindig gemacht werden konnten. Alle Cubaner, die zwischen 1975 und 1986 im Ausland waren, wurden auf den AIDS–Virus getestet, eingeschlossen die aus Angola zurückkehrenden Soldaten. Nicht nur Personen, die aus dem Ausland zurückkehren, müssen sich in Cuba einem Zwangstest unterziehen. Ausländer, die länger als drei Monate auf der Karibikinsel verweilen, unterliegen den gleichen Bestimmungen. Ausgenommen von dieser Regelung sind nur Diplomaten und Touristen. Cubaner, die mit dem AIDS– Virus HIV infiziert sind, leben in einem Sanatorium in Boyeros, in der Nähe der Hauptstadt Havanna. Die dort untergebrachten Personen können ihre Familien besuchen, so Terry, sind aber angehalten, Vorsichtsmaßnahmen beim Geschlechtsverkehr zu treffen, um ihre Partner zu schützen.
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