: I N T E R V I E W „Eine Frauenstiftung wäre ein Skandal an sich“
■ Die Grünen–Parteisprecherin Regina Michalik über die „Frauenstiftung“ / Was dem Abbau geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung dient, soll gefördert werden / Für Dritte–Welt–Projekte gelten „weichere“ Maßstäbe
taz: Ihr wollt eine reine Frauenstiftung, werden die Grünen (Männer) mitmachen? Michalik: Den Grünen kann das Projekt Frauenstiftung nur recht sein. Kein anderes Modell hat ein so klares, eigenes politisches Profil. Kein anderes Modell wird so viel Öffentlichkeit bekommen. Jede andere Stiftung wird Gefahr laufen, daß sie im Hintergrund versinkt. Aber die Frauenstiftung wäre ein Skandal an sich. Inhaltlich könnten die Grünen davon nur profitieren. Liegt die Betonung nun auf feministische Stiftung oder auf Frauenstiftung? Die Betonung liegt auf feministisch, weil die Frauen, die das Projekt angezettelt haben, Feministinnen sind. Aber unser Konzept ist sehr offen angelegt: Wir wollen gerade auch Nicht–Feministinnen in die Stiftung einbeziehen. Würde diese Frauenstiftung nur autonome Frauenprojekte unterstützen? Wir wollen Frauenaktivitäten fördern und damit auch Frauen in gemischten Institutio nen oder Projekten. Wir orientieren uns erstens am Abbau von Hierarchien, zweitens am Abbau der geschlechtshierarchische Arbeitsteilung, und drittens am Abbau von struktureller Gewalt. Uns geht es gerade darum, in traditionell männliche Domänen, wie in der Friedens–, Wirtschafts–, Technologie– und Wissenschaftspolitik frauenspezifische Ansätze zu fördern. Die Frauenstiftung kann jedoch nicht alles unterstützen. Wir schließen aber nicht grundsätzlich aus, auch Aktivitäten von Männern zu fördern. Wie muß man sich das für die Auslandsarbeit der Stiftung vorstellen? An Dritte–Welt–Projekte müssen wir sicherlich „weichere“ Maßstäbe anlegen, zumal es dort kaum autonome Frauenprojekte gibt. Nun ist es ja schwer zu bestimmen, was „feministische Grundsätze“ sind. Es geht um konkrete Projekte, Themen, Kampagnen etc... Auch Projekte, die jetzt scheinbar radikal und autonom dastehen, werden zeigen müssen, inwieweit das, was sie tun, tatsächlich zum Abbau der geschlechts– hierarchischen Arbeitsteilung beiträgt. Dennoch engagieren sich nur die eher dem „linken“ Flügel nahestehenden Politikerinnen für die Frauenstiftung. Das kann man uns nicht vorwerfen. Wir haben niemanden ausgegrenzt. Die Stiftung soll Leute aufmüpfig machen und einen spannenden gesellschaftlichen Diskurs ermöglichen. Deshalb muß sie soweit wie möglich weg sein von der grünen Partei. Wenn ich sehe, was die Frauenbewegung gesellschaftlich in Bewegung gebracht hat, setze ich sehr viel Hoffnung auf eine Frauenstiftung. Die Böll–Initiative hat ja als Kompromiß ein „Hexenhaus“ unter ihrem Dach angeboten. Die Konzeption sieht sehr stark danach aus, daß das „Hexenhaus“ im Nachhinein als Bonbönchen aufgemacht ist, um auf dem Parteitag besser dazustehen. Es erhält auch nur ein Drittel der „Globalzuschüsse“, also ein Drittel von einem Drittel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen