Bagger zerstören Synagogenmauern

■ Besetzer der Baustelle für eine Tiefgarage vorläufig festgenommen / Bundestag muß sich auf Antrag der Grünen mit Geschichtszerstörung befassen / Bundesweite Demonstration am kommenden Samstag in Bonn

Von Bonn Charlotte Wiedemann

Bonn (taz) - Für den Bau einer Tiefgarage wurden gestern die restlichen Fundamente der Bonner Synagoge zerstört. Mitglieder der Initiative „Retten wir den Synagogenplatz“, die durch eine Besetzung die Bagger zu stoppen versuchten, wurden von der Polizei von der Baustelle getragen und vorläufig festgenommen. Von der ehemaligen Synagoge am Rheinufer ist jetzt nur noch eine Mauer übrig, die in Einzelteile zerlegt in einem Bauhof zwischengelagert wurde und an anderer Stelle später wieder aufgebaut werden soll. Angesichts der endgültigen Vergangenheitsbewältigung ruft die Bonner Initiative gemeinsam mit den MitstreiterInnen vom Frankfurter Börneplatz zu einer bundesweiten Protestkundgebung am kommenden Sonnabend in Bonn auf. Die Forderung nach einer Gedenkstätte wird am morgigen Donnerstag im Bonner Rat behandelt; auf Antrag der Grünen muß sich auch der Bundestag in der darauffolgenden Woche dem Umgang mit NS–Geschichte vor der eigenen Haustür stellen. Die Bonner Initiative fordert weiterhin die Errichtung einer Gedenk– und Begegnungsstätte an dem historischen Ort der Synagoge und will sich nicht mit anderen Ausweichplätzen abspeisen lassen. Die Stadt Bonn soll dafür das Grundstück am Rheinufer zurückerwerben. Der Bonner Rat hatte es aber bereits 1984 abgelehnt, auf die dortigen Bauvorhaben zu verzichten. Um die Zerstörung der Fundamente zu verhindern - die Synagoge wurde 1938 von den Nazis niedergebrannt -, wurde die Baustelle in den vergangenen drei Wochen schließlich mehrmals symbolisch besetzt . Gina Düllmann, Jüdin und Mit– Initiatorin der Proteste: „Jetzt sieht es so aus, als ob hier nie etwas gewesen wäre.“