: Morddrohungen gegen Karl Otto Meyer
■ Der Abgeordnete der dänischen Minderheit in Schleswig–Holstein wird massiv unter Druck gesetzt / Der SSW–Abgeordnete will sich bewaffnen
Aus Kiel Jörg Feldner
Karl Otto Meyer, Abgeordneter der dänischen Minderheit im schleswig–holsteinischen Landtag, sieht sein Leben bedroht und hat einen Waffenschein beantragt, um sich und seine Familie schützen zu können. „Ich bin auf alles vorbereitet“, sagte Meyer der liberalen dänischen Tageszeitung Politiken. „Man versucht mich unter Druck zu setzen, um zu erreichen, daß ich mich der Stimme enthalte bei der Wahl des Ministerpräsidenten.“ „Ich weiß, daß gewisse Leute verhindern wollen, daß ich zur Abstimmung gehe“, so Meyer zur taz. Seit gestern ermittelt Generalbundesanwalt Reb mann wegen der Drohbriefe wegen versuchter Nötigung von Mitgliedern eines Verfassungsorgans. Nach mehreren anonymen Anrufen und einem Drohbrief hat Meyer am Montag bei der Polizei die Waffenerlaubnis beantragt. Meyer halte diese Drohungen für so ernst, daß er nicht länger wage, sie zu mißachten, schreibt das dänische Blatt. Nur wenn Meyer der Abstimmung zur Wahl eines neuen Ministerpräsidenten fernbleibt oder sich der Stimme enthält, hat ein CDU–Kandidat ein Chance. Die Drohbriefschreiber fordern Meyer auf, „so schnell wie möglich nach Dänemark zu flüchten“, sonst werde ihm oder seiner Familie etwas zustoßen. „Wir können Deiner Familie und Dir leicht das Fell über die Ohren ziehen“, heißt es in einem der Briefe, und weiter: „Deutschland braucht keine Dänen, besonders aber keine stinkenden Affen wie Dich.“ Meyer klagt Strauß und Heiner Geißler an, die Stimmung gegen ihn und die dänische Minderheit angeheizt zu haben. Beide hätten ihm das Recht abgesprochen, sich an der Wahl des neuen Regierungschefs zu beteiligen. Die deutschen Politiker sollten sich endlich überlegen, was sie eigentlich tun, so Meyer. Interview auf Seite 2 Zur Lage in Kiel ebenfalls auf Seite 2
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen