Das schwarze Block von Essen

■ Bergleute protestierten gegen die Bedrohung ihrer Arbeitsplätze / Verbalradikalismus des IG–Bergbau–Vorsitzenden im Vorfeld einer Kundgebung / Ausschreitungen bald „nicht mehr kontrollierbar“

Essen (ap/taz) - „Kreuzberger Verhältnisse“, wie sie der IG– Bergbau–Vorsitzende Heinz– Werner Meyer am Freitag voraussagte, gab es gestern auf einer Kundgebung der IG Bergbau und Energie in Essen nicht. Unter dem Motto „Kohle für die Zukunft - Sicherheit für das Revier“ protestierten am Montag rund 10.000 Bergleute gegen die Bonner Pläne zum Abbau des Kohlepfennigs. Gewerkschaftssprecher warnten vor einem Abbau der Kapazitäten im deutschen Steinkohlebergbau, weil damit die Versorgungs sicherheit in der Energiewirtschaft in Frage gestellt werde. Am Freitag hatte IGBE–Chef Meyer vor Journalisten die Befürchtung geäußert, im Revier könne etwas „explodieren“, wenn die Bundesregierung nicht bald ernsthaft über die Probleme des Steinkohlebergbaus verhandele. Unter den Bergleuten und den vom Bergbau Abhängigen wachse die Angst. Durch die Äußerungen von Bundeswirtschaftsminister Bangemann, der eine Reduzierung des Kohlepfennigs anstrebt, werde die Unruhe im Revier gesteigert. Dies könne zu „Ausschreitungen führen, die niemand mehr kontrollieren kann“. Die Folge von Bangemanns Bestrebungen liege darin, den deutschen Steinkohlebergbau „erheblich zu reduzieren“. Das führe zu einem Personalabbau, der nicht mehr „sozialverträglich“ zu bewältigen sei. Kritisch äußerte sich Meyer auch über die SPD, für die er im Bundestag sitzt. Auf dem Parteitag der nordrhein–westfälischen SPD vor einer Woche in Bochum hatten sich die Sozialdemokraten zwar in einem Initiativantrag zum von der IGBE vorgelegten „Überbrückungskonzept“ zur Sicherung der Steinkohle bekannt, gleichzeitig aber einen Beschluß über den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie gefaßt. Dies bezeichnete Meyer als einen „strategischen Fehler“. Die IGBE geht in ihrem Überbrückungskonzept vom geregelten Nebeneinander von Kohle und Atomenergie aus, wobei der Anteil der Atomenergie vorübergehend zugunsten der Steinkohle zurückgefahren, ab 1995 aber wieder gesteigert werden könne. marke