: Peruanische Polizei knackt Privatbanken
■ Direktoren und Personal wollten sich nicht verstaatlichen lassen / Gepanzertes Fahrzeug eingesetzt
Lima (dpa) - Polizeieinheiten stürmten am Mittwoch abend (Ortszeit) in Lima die beiden größten Privatbanken Perus, um das zwei Tage zuvor in Kraft getretene Gesetz zur Verstaatlichung der Banken durchzusetzen. Die Direktoren und ein großer Teil des Personals der beiden Kreditinstitute - Banco de Credito und Banco Wiese - hatten sich im Innern der Banken eingeschlossen, um die Übernahme durch die staatlichen Verwalter zu verhindern. Bei der Aktion wurde nach offiziellen Angaben niemand verletzt. Die Polizei rammte das Hauptportal der Banco de Credito mit einem gepanzerten Fahrzeug, um sich Zugang zu verschaffen. Im Falle der Banco Wiese seilten sich die Polizisten von einem Nachbargebäude ab, um über das Dach in die Bank einzudringen. Die Straßenzüge um die beiden Banken wurden während der Polizeiaktionen abgesperrt. Weitere acht betroffene Privatbanken, wurden noch nicht vom Staat übernommen. Der Vorsitzende des peruanischen Bankenverbandes, Francisco Pardo Mesones, bezeichnete die Polizeiaktionen in der Nacht zum Mittwoch als „Verletzung rechtsstaatlicher Prinzipien“, da ein Gericht auf Antrag der Bankiers die Enteignung zunächst ausgesetzt habe. Es handele sich um eine „Aggression, die eines diktatorischen Regimes würdig ist“. Energieminister Salinas erklärte, die Gerichtsentscheidung sei gegenstandslos, weil sie vor Inkrafttreten des Verstaatlichungsgesetzes am Montag ergangen sei. Den Bankiers stehe offen, vor dem Verfassungsgericht zu klagen. Er deutete an, die Regierung werde den Verkauf der Aktienmehrheit der Banco de Credito an insgesamt 4.297 Angestellte der Firma, der wenige Stunden nach Inkrafttreten der Verstaatlichung bekanntgegeben wurde, für illegal erklären. Mit diesem „Trick“ hätten die bisherigen Aktionäre die Verstaatlichung unterlaufen und sich den Börsenpreis der Aktien sichern wollen. Das nach zweimonatiger Debatte vom Parlament verabschiedete Gesetz sieht die Verstaatlichung aller zehn Privatbanken Perus sowie von sechs Investmentfirmen und 17 Versicherungsgesellschaften vor. Es sieht vor, daß der Staat 70 Prozent der Bankaktien übernimmt und 30 Prozent weitgestreut Privatleuten überläßt, von denen niemand Anteile für mehr als 7.500 Dollar halten darf. Die 4.297 Mitarbeiter hatten insgesamt 50,57 Prozent der Aktien übernommen. Sofort nach ihrem Bekanntwerden hatte die Regierung den Handel mit Bankaktien verboten und die Aktienbörse für zwei Tage geschlossen.
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