: SOS für deutschen Giftmüll
■ Auch die zweite Seeverbrennungsfirma schlägt Alarm / Töpfer soll belgischen Einfuhrstopp aufheben Niedersachsens Umweltminister dementiert, daß Giftschiffe von Emden aus zur Seeverbrennung starten dürfen
Berlin (taz/dpa) - Bei der Entsorgung chlorierter Kohlenwasserstoffe ist nach Aussagen der Lehnkering Montan Transport AG der „Notstand“ bereits eingetreten. Nach dem größten See– Verbrenner Ocean Combustion Service (OCS) hat gestern mit Lehnkering auch das zweite Unternehmen SOS gefunkt: Da das belgische Umweltministerium den Hafen von Antwerpen zur Verschiffung der deutschen Chemieabfälle bis auf weiteres gesperrt hat (s. taz v.22.10.), sei für 57.OOO Jahrestonnen chlorierter Kohlenwasserstoffe eine geordnete Entsorgung nicht mehr gewährleistet. Wenn die belgische Blockade nicht aufgehoben werde, drohe die billige Beseitigung der Giftstoffe über dunkle Kanäle. Die Alternative zu Antwerpen, die Verbrennung von einem deutschen Seehafen aus, sei ebenfalls versperrt. Mehrere Standorte seien dafür zwar geeignet, doch der erforderliche Bau eines Tanklagers habe nach Signalen aus dem niedersächsischen Umweltministerium keine Aussicht auf Genehmigung. Nach der Sperrung von Antwerpen war Emden als mögliche Ausweichlösung von Lehnkering genannt worden. Hinter den Kulissen hatten schon vor Wochen Sondierungsgespräche stattgefunden. Der niedersächsische Umweltminister Remmers versuchte die Spekulationen gestern mit einem eindeutigen Dementi zu beenden: „Eine Seeverbrennung von Emden aus kommt nicht in Frage“, erklärte sein Ministerium. Auch OCS und Lehnkering wären über die Alternative Emden wenig erfreut, weil dann die Seeverbrennung teurer würde. Beide Unternehmen fordern von Umweltminister Töpfer harte Verhandlungen mit Brüssel, um doch noch eine befristete Freigabe von Antwerpen zu erreichen. Töpfers Ministerium will die Belgier mit der Zusicherung ködern, daß die Seeverbrennung bis 1990 halbiert und ab 1995 gänzlich gestoppt werde. Mit dem Bau weiterer Land–Verbrennungsanlagen sei schon begonnen worden. -man–
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
