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Synode erinnert Frauen an Sündenfall

■ In Rom ging die Bischofssynode mit 54 „Empfehlungen“ an den Papst zuende / Salbungsvolles an Arme und Kranke / Frauen stehen weiterhin fern vom Altar - Rache für ihren Eingriff in die göttliche Planung?

Aus Rom Werner Raith

Mit einer handfesten Enttäuschung endete wieder einmal eine mit großen Erwartungen angekündigte Versammlung katholischer Kirchenfürsten. Die römische Bischofssynode, Weltkonferenz der Papstberater, vermochte sich auch diesmal nicht zu einem noch so kleinen Fortschritt hinsichtlich der Stellung der Frau in der Kirche durchzuringen. Zwar trägt das Abschlußdokument mit insgesamt 54 „Empfehlungen“ für den Heiligen Vater den fast journalistischen Titel „Auf den Pfaden des Konzils“, aber von Konzilsgeist ist darin absolut nichts zu spüren. So finden sich in dem lateinischen Schriftstück zwar salbungsvolle Sätze wie „Völker der Erde, die ihr in eurer Würde verletzt seid, angegriffen in eurer Freiheit, eurer Güter beraubt, verfolgt wegen eures Glaubens, ohne Schutz gegenüber allen Formen der Macht: die Kirche ist euch nahe.“ Auch eine Aufzählung der Objekte kirchlichen Mitgefühls ist beigefügt: „Von unserer Konsumgesellschaft an den Rand Gedrängte, Kranke, Behinderte, Arme, Hungernde, Ausgewanderte, Flüchtlinge, Gefangene, Arbeitslose, Alte, verlassene Kinder und einsame Menschen“. Doch wirklich Hilfreiches ist den Glaubensvätern nicht eingefallen: „Die Kirche nimmt Anteil an eurem Leid; wir werden alles tun, damit ihr den Platz in Gesellschaft und Kirche findet, der euch gebührt.“ Vor der Synode noch hatten viele Konferenzteilnehmer, darunter auch Laien und sogar Frauen, davon schwadroniert, daß endlich für Frauen der „gebührende Platz“ gefunden wurde, daß Frauen nun Priester wurden - alles in allem, daß die Kirche die langersehnte Gleichberechtigung verwirklicht hatte. Den Zahn hatten die Kirchenoberen dem katholischen Fußvolk freilich bald gezogen. „Mann und Frau“, heißt es im Abschlußdokument der Synode, „sind ursprünglich gleich geschaffen, doch der Sündenfall hat die Vollkommenheit des göttlichen Planes verdüstert“ - offenbar Schuld der Frauen, die darum nicht am Altar stehen dürfen. „Was soll in diesem Augenblick der Zugang der Frauen zum Altar“, mokierte sich schon zu Anfang ein Flugblatt von „Basisgemeinden“ in Rom, „nur damit sie an der Seite ihrer männlichen Kollegen ebenfalls die reaktionäre Kirchenpolitik vorantragen und die mittelalterliche Theologie diese Papstes verkünden.“

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