Schwarzkopf will nur Köpfe waschen

■ Vor dem Kieler Untersuchungsausschuß gab der Industrielle und Barschel–Intimus Schwarzkopf zu, Monitor ausgespäht zu haben / Manager Ballhaus überfordert / Mit Barschel will er „nie“ über Politik gesprochen haben

Aus Kiel Jörg Feldner

Graue Haut, grauer Anzug, graue Socken, leise klagend über „Schäden in Millionenhöhe“, „verunsicherte Verbraucher“ und gefährdete Arbeitsplätze“: so trat der Körperpflegemittelindustrielle Hans–Peter Schwarzkopf gestern in Kiel vor den Untersuchungsausschuß. Noch ein Jahr nach den Monitor–Sendungen über krebsverdächtiges Dioxan im Shampoo spielt Schwarzkopf den Naiven, der heilfroh war, als Detektiv Piel oder ein noch Unbekannter sich anboten, „Hintergrundinformationen“ über die Monitor–Sendung und Redakteur Klaus Bednarz zu beschaffen. Zur Erinnerung: Die Firma Schwarzkopf beziehungsweise ihr Geschäftsführer Ballhaus wurden beschuldigt, Detektive auf das Privatleben von SPD–Oppositionsführer Engholm angesetzt zu haben. Die finanzielle Seite dieses Auftrages soll man an eine Ausspähung von Bednarz gekoppelt und verschleiert haben. Fünfzigtausend Mark Honorar an eine unbekannte Spürnase findet Schwarzkopf auch heute noch nicht zuviel, wenn man wissen wolle, „wie so eine Idee entsteht, eigentlich so im allgemeinen, wie die Untersuchungen (zu Dioxan) gemacht wurden“. Der Name Bar schel sei nie gefallen. Halt, einmal doch: Per Telex teilten Schwarzkopf und Ballhaus der Presse und der Körperpflegemittelindustrie schon nach der ersten Monitor–Sendung im September 1986 mit, daß „Barschel sich eingeschaltet“ habe, um die Bundesregierung gegen Monitor in Marsch zu setzen. Schwarzkopf–Manager Karl Josef Ballhaus erzählt von einem anonymen Anruf, einem „Institut für Sicherheitsanalysen“, und will glauben machen, er habe in Detektiv Harry Piel nur „so eine Art Verschiebebahnhof“ gesehen; Piels genauen Auftrag will er nicht gekannt haben. Mit Barschel, für dessen jüngste Tochter er den Patenonkel macht, will er „nie“ über Politik geredet haben, nur über Umwelt. Weil Barschel auch dafür war, „Landschaft, Tier– und Pflanzenwelt“ in die Stiftung Herzogtum Lauemburg mit reinzunehmen, stieg Ballhaus als Barschels Vize in die Stiftung ein und verschaffte dem Stiftungspräsidenten ein kostenloses Arbeitszimmer im Herrenhaus Steinhorst, einem noblen Quasi– Nebensitz der Landesregierung. Auf Fragen, welcher Regierungssprecher am 7. September eine Schwarzkopf–Pressemitteilung verbreiten wollte, ist Ballhaus wieder überfordert: „Es war alles so turbulent.“ Prof. Erich Samson, der die Rechte des toten schleswig–holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel wahrnimmt, verlangte erneut die zwangsweise Vorführung des ehemaligen Medienreferenten Reiner Pfeiffer vor den Ausschuß. Abgesehen von der anonymen Steueranzeige habe sich Pfeiffer bei den anderen Aktionen wohl nicht strafbar gemacht, wie die Staatsanwaltschaft erklärt habe. Daher stünde ihm auch kein Aussageverweigerungsrecht mehr zu. Piel weigerte sich nachmittags, in öffentlicher Sitzung auszusagen. Nach kurzer Beratung sagte der Ausschußvorsitzende Klingner, die Abgeordneten hätten der nichtöffentlichen Anhörung zugestimmt, um weitere zeitliche Verzögerungen zu vermeiden.