P O R T R A I T Nach 23 Jahren Knast frei und ungebrochen

■ Der 77jährige, jetzt freigelassene ANC–Vorsitzende Mbeki bleibt KP–Mitglied / Test für die Freilassung Mandelas?

Johannesburg (taz) - 23 Jahre im Hochsicherheitstrakt auf der Gefängnisinsel Robben Island bei Kapstadt haben die politischen Überzeugungen des 77jährigen, ehemaligen Vorsitzenden des verbotenen Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Govan Mbeki, nicht ändern können. „Ich bin noch immer Mitglied der südafrikanischen kommunistischen Partei und unterstütze weiter marxistische Ansichten“, sagte Mbeki am Donnerstag nach seiner Freilassung. Die Aktivitäten der ANC–Militärorganisation „Umkhonto we Sizwe“ (“Speer der Nation“) unterstütze er, „solange der ANC dies für notwendig hält“. Mbeki war einer der wichtigsten intellektuellen ANC–Führer in den fünfziger Jahren. Er wurde 1910 im südafrikanischen Homeland Transkei als Sohn eines Häuptlings geboren. An der Fort Hare Universität engagierte er sich im ANC–Jugendverband. Er wurde entscheidend von Edward Roux, einem kommunistischen Dozenten, beeinflußt. Als Lehrer wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten entlassen. In den fünfziger Jahren war Mbeki vor allem in der östlichen Kap–Provinz einflußreich. In diesem Gebiet, das aufgrund seiner damaligen Arbeit noch heute als ANC–Hochburg gilt, leitete er die heute verbotene, linke Monatsschrift New Age. 1956 wurde er zum nationalen ANC– Vorsitzenden gewählt. Mbeki wurde 1961 Mitglied der südafrikanischen kommunistischen Partei, zehn Jahre nach dem Verbot der Partei. 1964 wurde er zusammen mit Nelson Mandela und sechs weiteren Widerstandskämpfern zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Neben Mbeki kamen außer einem ANC–Guerilla auch drei Mitglieder der mit dem ANC rivalisierenden Befreiungsorganisation Panafrikanistischer Kongreß (PAC) und zwei Mitglieder der neofaschistischen weißen „Burischen Widerstandbewegung“ frei. Mbekis Freilassung ist wohl ein Test für eine mögliche Entlassung Nelson Mandelas aus dem Gefängnis. Auch will die Regierung Botha ihr Reformimage aufpolieren. Es gilt, prominente Schwarze für Gespräche mit der Regierung über die Zukunft Südafrikas zu gewinnen. Mbeki wird sich nicht an dem von der Regierung für Verhandlungen vorgeschlagenen Nationalrat beteiligen, weil der ANC ausgeschlossen ist.“ Und auch der gemäßigte Zulu–Chef Buthelezi zeigte sich unbeeindruckt. „Die Freilassung eines einzigen politischen Führers leitet noch keine neue politische Epoche ein.“ Hans Brand