: 33 Tote bei U–Bahn–Brand
■ Brandkatastrophe in Kings Cross, dem verkehrsreichsten Knotenpunkt der Londoner Underground / Chef der Feuerwehr–Gewerkschaft kritisiert Sparmaßnahmen
Aus London Rolf Paasch
Bei einer Brandkatastrophe in der Londoner Untergrundbahn sind am Mittwoch abend 33 Menschen ums Leben gekommen und 50 zum Teil schwer verletzt worden. Das Feuer war kurz vor 20 Uhr im verkehrsreichsten Knotenpunkt des Londoner U–Bahn–Netzes, der Station von Kings Cross, ausgebrochen. In 15 Meter Tiefe führten heftige Rauchentwicklung sowie ein Stromausfall zu chaotischen Szenen, als die U–Bahn–Passagiere versuchten, in den verschachtelten Gängen der fünf Linien dem Rauch und den Flammen zu entkommen. Während Verkehrsminister Paul Channon noch am Abend vor Ort eine öffentliche Untersuchung der Katastrophe ankündigte, gab sich Premierministerin Thatcher „absolut entsetzt über dieses furchtbare Feuer“. So blieb es dem Chef der Feuerwehr–Gewerkschaft, Ken Kameron, am Donnerstag überlassen, die Beileids–Kommentare der Regierung in den rechten Zusammenhang zu stellen. Seit dem Amtsantritt der Regierung Thatcher seien die Mittel für den Feuerwehrdienst im Lande durch zahlreiche Haushaltskürzungen so beschnitten worden, daß der Feuerwehr weder Zeit noch Ressourcen blieben, um vorbeugende Sicherheitsmaßnahmen zu diskutieren und umzusetzen. Die Kritik eines Feuerexperten, der 1985 einen Bericht über die Sicherheitsvorkehrungen in Lon dons über 400 km langen U–Bahn– Netz verfaßt hatte, ging in die gleiche Richtung. Er hatte vor zwei Jahren die Installierung von Sprinkleranlagen sowie ein besseres Training des U–Bahn–Personals für Katastrophenfälle gefordert. Während die Feuerwehrleute für ihren Einsatz allgemein gelobt wurden, hatten viele Augenzeugen für die Mitarbeiter der Londoner Verkehrsbetriebe nur harte Kritik übrig. Sie seien in dem unterirdischen Inferno vom Personal teilweise in die falsche Richtung geschickt worden, wußten einige der Überlebenden zu berichten. Ob das an Kosten und offensichtlich auch Sicherheitsvorkehrungen sparende Regime der Londoner Verkehrsbehörde ebenfalls Gegenstand der angekündigten Untersuchung sein wird, ist eher fraglich. Zu dem bisher schwersten Unfall in der über 100jährigen Geschichte der Londoner U–Bahn war es 1975 gekommen, als bei einem Zugunglück in der Station Moorgate 43 Menschen ums Leben gekommen waren.
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