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Emanzipation

■ Zum Treffen acht lateinamerikanischer Präsidenten

Amerika den Amerikanern! - Mit diesen Worten warnte 1823 der US–Präsident James Monroe die Heilige Allianz des konservativen Europas vor einer Intervention in die Unabhängigkeitskriege Lateinamerikas. Amerika den Amis, müßte man präzisieren. Diese sogenannte Monroe–Doktrin ist Leitfaden der US–Politik bis heute. Um bei der jüngsten Geschichte zu bleiben: 1954 stürzten die USA die demokratisch gewählte Regierung Guatemalas, nachdem diese den Bananenmulti United Fruits Company enteignet hatte. 1961 organisierte die CIA die - gescheiterte - Invasion in der Schweinebucht auf Kuba. 1965 landeten US–Marines in der Dominikanischen Republik. 1973 organisierten und finanzierten die USA in Chile den Sturz Allendes. 1983 überfielen sie die Karibikinsel Grenada, und seit 1982 führen sie über die Finanzierung, Ausbildung und Bewaffnung der Contra einen Krieg gegen Nicaragua. In diesen Dimensionen betrachtet, kommt - unabhängig von den konkreten Resultaten - dem Gipfeltreffen acht lateinamerikanischer Präsidenten, das zum erstenmal ohne die USA stattfindet, durchaus geschichtliche Bedeutung zu. Es geht um die Loslösung lateinamerikanischer Diplomatie und Politik von den Parametern der US–Herrschaft, ein Prozeß, der sich spätestens mit dem Malwinen–Krieg (1982) abzeichnete, als sich die USA auf die Seite Großbritanniens und gegen Argentinien stellten. Meilensteine dieses Emanzipationsprozesses waren die Contadora–Initiative, d.h. der Zusammenschluß von vier lateinamerikanischen Staaten (1983), um eine Friedenslösung für Mittelamerika zu finden, und schließlich der Gipfel in Guatemala im August dieses Jahres, auf dem sich die Präsidenten der fünf zentralamerikanischen Staaten auf einen Friedensplan einigten und einen von Reagan eingebrachten, alternativen Vorschlag souverän zurückwiesen. Das Treffen, das heute im mexikanischen Badeort Acapulco beginnt, ist nun die deutlichste Zurückweisung der Monroe–Doktrin: ein Amerika–Gipfel ohne die Amerikaner, sorry: ohne die USA. Thomas Schmid 4INLAND AKTUELLFREITAG, 27/11/87

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