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Waldheim will sechs Jahre aussitzen

■ Er sieht dem Bericht der Historiker–Kommission „gelassen“ entgegen / Neue Vorwürfe gegen den Wehrmachts–Leutnant

Wien/Chicago (dpa) - Der wegen seiner Nazivergangenheit umstrittene österreichische Bundespräsident Kurt Waldheim hat seine Entschlossenheit bekräftigt, „die volle Periode im Amt zu bleiben“. Waldheim war 1986 für sechs Jahre gewählt worden. Er sehe dem für Anfang 1988 erwarteten Gutachten einer Kommission von sechs Militärhistorikern gelassen entgegen. Die Kommission wird nach einem Bericht der Zeitung Chicago Sun–Times neue belastende Beweise gegen Waldheim vorlegen. Waldheims früherer Vorgesetzter Herbert Warnstorff und sein nächster Untergebener, Helmut Poliza, hätten angeblich ausgesagt, Waldheims Einheit sei während der Nazi–Zeit auf dem Balkan für die Deportation Tausender von Juden in Konzentrationslager verantwortlich gewesen sei. Waldheim hat stets bestritten, an solchen Aktionen direkt oder indirekt beteiligt gewesen zu sein oder davon gewußt zu haben. Er war wegen dieser Vorwürfe von den USA auf die Liste „unerwünschter Personen“ gesetzt worden. Der zuständige Abteilungsleiter im US–Justizministerium, Neil Shear, versicherte in Briefen an die Kommission, es gebe ausreichend Beweise, „Waldheim persönlich und durch seine Zugehörigkeit zu kleinen Einsatzgruppen mit Handlungen in Verbindung zu bringen, die klar .. eine Verfolgung darstellten“.

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