„Kniefall des ZDF

■ DGB, RFFU und SPD geißeln „Kniefall“ von ZDF–Intendant Stolte vor Strauß / Vogel warnt vor „Staatsfernsehen“

Berlin (taz) - Die Mediengewerkschaft Rundfunk–Fernseh– Filmunion (RFFU) hatte den Zeitpunkt ihres Kongresses „Rundfunkfreiheit“ in Bonn gut gewählt. Die von den CSU–Politikern Zimmermann und Strauß geforderten Sanktionen gegen den ZDF–Redakteur Klaus Bresser und seine Abberufung als Moderator am Dienstag abend, wurden gestern vom Kongreß „scharf verurteilt“. „Ein beschämendes Symptom für den Zustand des öffentlich– rechtlichen Rundfunks“ nannte die Gewerkschaft den „Kniefall von ZDF–Intendant Stolte vor dem konservativen Politiker. Dies sei ein „unerhörter und der Tradition eines freien Journalismus unwürdigen Vorgang“, auch wenn „der eilfertige Gehorsam von Direktoren und Intendanten inzwischen tägliche Übung in den Funkhäusern geworden sei. „Die Regierungsparteien sollen endlich ihre schamlosen Eingriffe in die Rundfunkfreiheit beenden“, heißt es abschließend. Der SPD–Vorsitzende Vogel meinte, es gehe nicht an, daß die Union bestimme, wer in einer öffentlich–rechtlichen Anstalt moderiert und wer nicht. Nach Informationen der SPD soll das Kanzleramt eine Gipfel–Diskussion Vogels mit Kohl abgelehnt haben. Vogel sei für die Brennpunkt–Sendung am gestrigen Dienstag zwar in den Vorschauen angekündigt, habe aber keine Einladung erhalten. Eine taz–Umfrage unter mehreren Mitgliedern des am Freitag tagenden ZDF–Fernsehrates ergab unterdessen, daß die Forderung Zimmermanns, Bressers Berufung zum Chefredakteur zurückzunehmen, keine Mehrheit finden wird. Sein Einstand allerdings wird als wenig glücklich bezeichnet. Bresser, bisher Leiter der Hauptredaktion Innenpolitik des ZDF und langjähriger Moderator des „heute journal“, wird sein Amt als Chefredakteur am 1. April 1988 antreten. 1977 war der streitbare Journalist vom WDR zum ZDF gekommen. bmm