Mit der Kohle auf Du und Du
: Düstere Aussichten

■ Kohlewirtschaft muß für den Jahrhundertvertrag zahlen

Stahl und Kohle, die Wohlstandslieferanten vergangener Zeiten, sind heute volkswirtschaftliche Problembereiche erster Ordnung. Kapazitäts– und Arbeitsplatzabbau sind angesagt, und das Politikerversprechen der Stunde heißt „sozialverträglicher Abbau“. Heute trifft in Bonn die sogenannte Kohlerunde zusammen, in der Bundesregierung, die betroffenen Landesregierungen, die Energiewirtschaft sowie Arbeitgeber und Gewerkschaften sich um eine Lösung der Strukturanpassungsprobleme des Steinkohlenbergbaus bemühen wollen. Auf der Tagesordnung dieses ersten Treffens, an dem alle Beteiligten bei Bundeskanzler Helmut Kohl an einem Tisch sitzen werden, wird vor allem die Zukunft des sogenannten Jahrhundertvertrages stehen, der eine bestimmte Garantiemenge der Abnahme von Kohle durch die Energiewirtschaft vorsieht. Zur Diskussion steht auch die künftige Höhe des Kohlepfennigs, der vom Stromverbraucher als Ausgleichsabgabe zur Sicherung des deutschen Steinkohlenbergbaus erhoben wird. Ob im Zuge von Zechenschließungen 14.000 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, oder ob sogar noch weitere 12.000 dazukommen, ist abhängig von der langfristigen Option in der Energieversorgung: Kohle oder Kernkraft, das ist die Frage, um die auch die bisher auf Gemeinsamkeit im Energiebereich ausgerichtete Gewerkschaft Bergbau und Energie nicht herumkommt. Denn das Schmiermittel Subvention soll spärlicher zugeteilt werden. Wirtschaftsminister Bangemann hat hierfür schon Streichungsvorschläge: die veranschlagten Mittel für den Kohlebergbau sollen bis 1991 um über 30 Prozent gekürzt werden. Von 2,915 Milliarden Mark im Jahr 1988 sinkt die Bonner Kohlehilfe alljährlich bis auf 1,985 Milliarden Mark im Jahr 1991. Zudem soll auch der Kohlepfennig, den alle Stromverbraucher als Kohlenspende zahlen müssen, um 40 Prozent erhöht werden. In diesem Jahr hat das der Kohlewirtschaft immerhin noch etwa 5,5 Milliarden Mark eingebracht. Schlechte Karten für Kumpels. geo