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„Anke, hier ist deine Schranke“

■ In Düsseldorf demonstrierten 5.000 StudentInnen gegen die Sparpläne bei den NRW–Hochschulen Davor gabs Streiks in sechs Städten / Strukturkrise an den Unis, Streichungen bei den Geisteswissenschaften

Aus Düsseldorf Maria Eick

„Der Posser geht solange zur Brunn, bis er lacht.“ Diese Parole gegen die Sparpläne des nordrhein–westfälischen Finanzministers Dieter Posser und der NRW– Wissenschaftsministerin Anke Brunn charakterisiert den Hintergrund einer Demonstration von 5.000 StudentInnen, die am Mittwoch in Düsseldorf stattfand. Anlaß war die Haushaltsdebatte der Landesregierung. Der Demo sind Streiks an den Universitäten Aachen, Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Hagen und Niederrhein vorausgegangen. Die StudentInnen wehren sich gegen zwei neue Hochschulgesetze durch die das Wissenschaftsministerium ermächtigt wird, ohne Einverständnis der betroffenen Hochschulen Studiengänge zusammenzulegen, zu streichen oder ganze Standorte zu schließen. Während sich zur Zeit 436.000 Studierende auf 227.000 Plätzen drängeln, geht das Ministerium davon aus, daß die Anzahl der Studierenden aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge um 30 Prozent zurückgehen wird. Den Studentenausschüssen des Landes NRW liegen unter anderem folgende konkrete Pläne vor: - Zusammenlegung der Lehramtsstudiengänge in Bochum und Dortmund, - Gesamtauflösung der Fachhochschule Hagen, - Streichung der Abteilung Sek IIa in Aachen, - Streichung von 830 Studienanfängerplätzen für Mediziner. Die politische Begründung für diese Maßnahmen wird durch die Beschlüsse der Landesregierung zur „Hochschulstrukturplanung 2001“ geliefert. Hier ist davon die Rede, daß die Hochschulen „weiterhin wichtige Beiträge zur ökonomischen und ökologischen Erneuerung unseres Landes leisten“ sollen. Mit dem Stichwort „ökonomische Erneuerung“ sind offenbar die den Finanzhaushalt entlastenden Streichmaßnahmen im geisteswissenschaftlichen Bereich gemeint. Diese Streichungen sollen der Ausweitung von Forschung und Lehre im High–tech–Bereich zugute kommen. Die Demonstranten befürchten nun eine zunehmende Abhängigkeit der Unis von der Wirtschaft. Ministerin Anke Brunn entzog sich am Mittwoch der Auseinandersetzung. Sie müsse zum WDR, wußte eine Rednerin auf der Abschlußkundgebung zu berichten. Im Studio dürfte die Atmosphäre entspannter gewesen sein als vor den StudentInnen, die ihren Zorn abließen mit Slogans wie „Anke, hier ist deine Schranke“ oder „Anke, nein danke“.

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