piwik no script img

Tag der Helden und des Blutes

■ Der Kampf der Zulus vor 150 Jahren ist in der schwarzen Opposition unvergessen

„Wir wollen arbeiten für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit“, heißt es in einem patriotischen Burenlied. „Freiheit oder Tod - der Sieg ist gewiß!“ ist das Motto des oppositionellen schwarzen Kongresses südafrikanischer Jugendlicher (SAYCO). Es gibt zahlreiche derartige Parallelen zwischen dem Kampf der Buren gegen die verhaßten Engländer und die schwarze Urbevölkerung Südafrikas und dem Kampf der schwarzen Mehrheitsbevölkerung gegen die Unterdrückung durch die weiße Minderheit. Auch der 16.Dezember bietet sich für solche Vergleiche an. Die Buren versammeln sich im „Heldensaal“ des Voortrekkermonuments. Für die schwarze Opposition ist der 16.Dezember der „Tag der Helden“, die ihr Leben im Befreiungskampf verloren haben. Für Schwarze war die „Schlacht am Blutfluß“ ein letzter Versuch der einheimischen Völker, sich gegen die technologische Macht der Weißen zu behaupten. Vor allem die Zulus bewundern den Mut ihrer Vorfahren, die nur mit Speeren bewaffnet in den Kampf gingen. Im 20.Jahrhundert wehrte die schwarze Bevölkerung sich zuerst mit gewaltlosen Mitteln gegen die Unterdrückung durch die Weißen. Doch 1960 wurden die beiden wichtigsten Oppositionsorganisationen, der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) und der Pan– Afrikanistische Kongreß (PAC), verboten. Der ANC beschloß, den bewaffneten Kampf wieder aufzunehmen. Die ANC–Militärorganisation bekam einen symbolischen Namen, der an die Kämpfe des letzten Jahrhunderts erinnert: „Umkhonto we Sizwe“, „Speer der Nation“ (MK). Der bewaffnete Kampf begann an einem ebenso symbolischen Tag. Am 16.Dezember 1961 zerstörten Bomben in Regierungsbüros und Postämtern in Durban, Johannesburg und Port Elizabeth die andächtige Ruhe des burischen Feiertages. Indessen fordert die Apartheid weitere Opfer. Seit Anfang 1984 wurden 44 Menschen für politisch motivierte Verbrechen in Südafrika zum Tode verurteilt, darunter nur ein ausgebildeter ANC–Kämpfer. Fünf wurden bisher hingerichtet. Anfang Dezember bestätigte das südafrikanische Berufungsgericht in letzter Instanz die gegen sechs Schwarze aus Sharpeville südlich von Johannesburg verhängte Todesstrafe. Die als „Sharpeville Sechs“ bekannten Verurteilten, darunter eine 24jährige Frau, waren für den Mord eines schwarzen Stadtrates in Sharpeville zum Tode veruteilt worden, obwohl das Gericht nicht hatte nachweisen können, daß sie direkt für den Mord des Mannes verantwortlich waren. Ihnen droht die Hinrichtung am Weihnachtstag. HB

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen