DOKUMENTATION
: „Bei Regen wird nicht geflogen“

■ Eine Reportage vom Flughafen Izmir sagte im Dezember die Katastrophe voraus

Die Öffnung des Flughafens „Adnan Menderes“ trotz mangelhafter Sicherheitsvorkehrungen unmittelbar vor den Wahlen stieß in der türkischen Presse auf harte Kritik. Zu den Kritikern zählte damals der Leiter des Izmirer Büros der angesehen türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, Hikmet Cetinkaya. Seine hier dokumentierte Reportage erschien am 5. Dezember 1987.

Der Menderes-Flughafen. In der Abfertigungshalle für Inlandsflüge ist es gerammelt voll. Wir hören um 8.50 Uhr eine Ansage: „Wir bitten die Passagiere des Fluges 315, sich zur Polizeikontrolle zu begeben.“ Die Passagiere passieren die Polizeikontrolle und warten. Die Boeing 737, die von Istanbul nach Izmir gekommen ist, steht auf der Piste.

Kurze Zeit später eine weitere Ansage: „Wegen eines technischen Zwischenfalls wird die Maschine nach Istanbul, Flugnummer 315, erst um 14 Uhr starten.“ Die Passagiere suchen nach dem Verantwortlichen der Turkish Airlines, ein Wortgemenge beginnt: „Wir möchten in ein anderes Flugzeug transferiert werden.“ „Mein Herr, es ist kein anderes Flugzeug da.“ „Dann lassen sie doch eins von Istanbul schicken.“ „Das Flugzeug ist startbereit, aber die Crew fehlt.“ Die ausländischen Passagiere schauen verwundert in die Runde.

Der Menderes-Flughafen wurde kurz vor den Nationalwahlen eröffnet. In den darauffolgenden 14 Tagen konnten sieben Linienflüge nicht in Izmir landen. Der Flughafen mit einer Kapazität von vier Millionen Passagieren kostete den Bauherren 80 Milliarden Türkische Lira. Warum ist der Menderes-Flughafen unter Piloten berüchtigt? Warum starten und landen Maschinen desöfteren nicht auf dem Flughafen? Es muß dafür einen Grund geben. „Nur kriegstüchtige Piloten können hier landen“, betont ein Flugexperte.

Die Piloten der Turkish Airlines sagen uns, daß „die Sicht auf der Landepiste durch die Anhöhen behindert wird und eine Gefahr darstellt“. Das Leitsystem ILS ist immer noch nicht in Betrieb. So können nur kriegstüchtige Piloten auf dem Menderes-Flughafen landen, der 380 Fuß über dem Meeresspiegel liegt.

Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß der Menderes-Flughafen, der überhastet vor den Wahlen am 29. November geöffnet wurde, eine Gefahr für die landenden und startenden Maschinen darstellt. Deshalb starten häufiger die Maschinen überhaupt nicht.

An regnerischen Tagen werden die Flüge unter dem Vorwand, ein technischer Zwischenfall habe sich ereignet, ausgesetzt. Bis heute hat sich kein Verantwortlicher zu diesem Themenkomplex geäußert. Die Flugkatastrophe auf diesem Flughafen vor 15 Jahren scheint vergessen. Muß den wirklich eine neue Katastrophe abgewartet werden, bis sich die Verantwortlichen regen? Wir wissen es nicht...