Giftfirma stellt den Betrieb ein

■ Seit Jahren schleudert eine Firma ungestraft hochgiftige Substanzen in die Umwelt Bürgerinitiative legte Dienstaufsichtsbeschwerde gegen verantwortliches Landratsamt ein

Nürnberg (taz) - Die Pleinfelder Firma Hentsch, aus deren Kaminen schon seit Jahren mit Wissen der Behörden ungestraft das hochgiftige Phenol in die Umwelt gelangt, will nach eigenen Angaben den Betrieb in den nächsten Tagen einstellen. Messungen bei dem Familienbetrieb, der seit 1958 Elektro–Isoliermaterial herstellt, ergaben Ende letzten Jahres einen Ausstoß an Phenol, der 33 mal über dem höchstzulässigen Wert nach der „Technischen Anleitung (TA) Luft“ liegt. Bereits 1984 war ein Gutachten des Technischen Überwachungsvereins zu dem Schluß gekommen, daß sich allein auf Grund der Firmenangaben ein Überschreiten des Höchstwertes um das 15fache errechnen ließe. Die Behörden schauten dem Geschehen dennoch jahrelang tatenlos zu. 1984 schlossen sich dann Anwohner, die über Atembeschwerden klagten und deren Kinder zum Teil das ganze Jahr über an Bronchitis erkrankten, zu einer Bürgerinitiative zusammen. Sie legten bei der Regierung von Mittelfranken Dienstaufsichtsbeschwerde wegen der Untätigkeit des Landratsamtes ein und erstatteten gegen den Firmenbesitzer Roman Hentsch Strafanzeige wegen Umweltgefährdung. Daraufhin kam Bewegung in die Behörde: Der zuständige Sachbearbeiter im Landratsamt wurde ausgetauscht. Im Dezember letzten Jahres erhielt die Firma dann den Bescheid, eine seit langem geforderte Absaug– und Nachverbrennungsanlage einzubauen, andernfalls müsse der Betrieb ganz oder teilweise stillgelegt werden. Daß die Firma den Betrieb nun ganz einstellt, war auch von der Bürgerinitiative nicht erwartet worden. Die Firma hätte die Nachrüstung sowohl finanziell als auch technisch verkraften können. wg