Neuer Zug im Poker um den Brüter

■ Betreiberfirma zog Antrag auf Einlagerung von Brennelementen zurück / Neue Anträge auf „bauliche Veränderungen“ / Strategievorschlag von Umweltminister Töpfer / Position im Genehmigungsstreit mit Nordrhein-Westfalen soll verbessert werden

Berlin (dpa/taz) – Der Schnelle Brüter in Kalkar wird auf absehbare Zeit nicht in Betrieb gehen. Am Wochenende wurde bekannt, daß die Schnell Brüter Kernkraftwerks GmbH (SBK) den für die Inbetriebnahme entscheidenden Antrag auf Einlagerung der Brennelemente in den Reaktorkern vorläufig zurückgezogen hat. Nach Angaben des für die Genehmigung zuständigen nord rhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums hat die SBK bereits Ende 1987 im Gegenzug die Genehmigung weiterer baulicher Veränderungen an dem inzwischen fast sieben Milliarden Mark teuren Atomreaktor beantragt.

Für den Sprecher des Düsseldorfer Wirtschaftsministeriums, Schulte, ist der Reaktor damit wieder in die „Errichtungsphase zurückgefallen“. Das Ministerium werde jetzt den Antrag sorgfältig prüfen, erklärte Schulte. Der Sprecher der als Generalunternehmer der SBK tätigen Atomfirma Interatom bekräftigte dagegen erneut, der Schnelle Brüter sei „fertiggestellt und betriebsbereit“. Die baulichen Veränderungen hätten auch parallel zum nuklearen Betrieb vorgenommen werden können. Sie seien nur vorgezogen worden, weil sich die Einlagerungs-Genehmigung durch die Genehmigungsbehörde hingezogen habe und jeder Monat Stillstand zwischen zehn und zwölf Millionen Mark koste.

Die Antragsänderung geht auf eine Absprache zwischen Bundesumweltminister Töpfer und den Betreibern zurück. Man glaubt mit diesem Schachzug im weiteren Verlauf des Genehmigungsverfahrens bessere Karten für die Inbetriebnahme zu haben. Das zuständige Vorstandsmitglied der SBK-Muttergesellschaft, Spalthoff hatte bereits im vergangenen Herbst erklärt, Töpfer sei nach einer Antragsablehnung nur dann zu einer Bundesweisung gegen Nordrhein-Westfalen bereit, wenn der nun eingeschlagene Weg eines „abgemagerten“ Antrags beschritten werde. gero