: Knatsch um Telefongebühr
■ Schwarz–Schillings Pläne für neuen Telefontarif als sozial völlig unausgewogen kritisiert
Bonn/Frankfurt (dpa) - Auf scharfe Kritik sind die Pläne des Bundespostministeriums zur Änderung der Struktur der Telefon gebühren am Wochenende gestoßen. Die Sozialdemokraten warfen Schwarz–Schilling (CDU) eine „Umverteilung von unten nach oben“ vor. Damit würden Großkunden wie Banken und Versicherungen begünstigt, während Privatkunden und mittelständische Unternehmen mehr bezahlen sollten. Auch die Deutsche Postgewerkschaft lehnte das neue Gebührenkonzept „Tarif 90“ als sozial unausgewogen ab. Das Bundespostministerium wies indessen die Kritik zurück. Die vorgelegten Gebührenmodelle führten zu Einsparungen für alle Kundengruppen in der Größenordnung von insgesamt 1,5 Milliarden Mark jährlich. Aus dem Postministerium waren am Freitag Berichte bestätigt worden, nach denen die Gebühren im Fernverkehr schrittweise um bis zu zwei Drittel verbilligt werden sollen. Dagegen sollen die Gespräche im Orts– und Nahbereich durch Verkürzung des Zeittakts und Streichung der 20 gebührenfreien Einheiten um ein Viertel teurer werden. Der Preis für Ortsgespräche aus Münztelefonen soll außerdem von 20 auf 30 Pfennig steigen. Bei Verwirklichung dieses Konzepts rechnet die Post infolge der verbilligten Ferngespräche mit Mindereinnahmen von rund 3,5 Milliarden Mark. Da ein Wegfall der freien Gebühreneinheiten und eine Extragebühr für Telefonauskünfte zusätzlich rund zwei Milliarden Mark bringt, würde unter dem Strich ein Einnahmen–Minus von 1,5 Milliarden Mark herauskommen. Die beabsichtigte Streichung der bislang 20 freien Gebühreneinheiten pro Anschluß treffe private Kunden besonders hart, kritisiert die Postgewerkschaft in einer Erklärung aus Frankfurt. Allein damit nehme der Postminister dem privaten Normalhaushalt monatlich mehr als zweieinhalb Stunden Gesprächszeit im Orts– und Nahbereich weg. Das Postministerium betonte dagegen, nach dem neuen Tarif würden die Privatkunden insbesondere dadurch profitieren, daß derFernverkehr im Billigtarif künftig nur noch etwa den halben Preis kosten solle. Dies sei sogar günstiger als der „Mondscheintarif“.
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