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GAE – Größte Anzunehmende Ente

■ Nach versehentlicher SuperGAU-Meldung wurde fast eine Panik in Schweden ausgelöst

Berlin (taz) – Als Konsequenz aus dem versehentlich ausgelösten SuperGAU-Alarm will die Wiener IAEO ihre Telexe künftig in codierter Form senden. Wie gestern berichtet, hatte die Wiener Organisation ihr Frühwarnsystem getestet und dabei Scheindaten über einen schweren Reaktorunfall an mehr als 20 Länder übermittelt. Dieses Test-Telex ist entweder mißverstanden oder von einem Amateurfunker aufgefangen worden.

Von London aus, wo das Test-Telex dem meteorologischen Institut zugegangen war, machte das Gerücht vom sowjetischen (!) Supergau die Runde. Am Mittwoch nachmittag meldeten Nachrichtenagenturen in Deutschland und Schweden eine neue „Kernkraftkatastrophe in der UdSSR“ (so die schwedische Agentur TT).

In Schweden sorgte die Blitzmeldung von TT nicht nur für Aufregung in den Redaktionen, sondern auch für eine kleine Panik in der Bevölkerung.

TT-Chefredakteur Erik Nylen verteidigte gestern das Verbreiten der Falschmeldung: „Immerhin hatten wir eine Bestätigung des schwedischen Strahlenschutzinstituts SSI, einer für uns absolut zuverlässigen Quelle. Als wir vor knapp zwei Jahren als erste Agentur mit der Nachricht vom Tschernobyl-Unglück herauskamen, hatten wir auch nicht mehr. Ich glaube nicht, daß uns das SSI mehr gesagt hätte, wenn tatsächlich etwas passiert wäre.“

Auch in der Bundesrepublik liefen die Drähte heiß. Verschiedene Rundfunksender meldeten das Unglück.

Umweltminister Töpfer ordnete „Feinmessungen“ der Radioaktivität an. Der Run auf den Spinat in den Aldi-Tiefkühltruhen wurde allerdings durch frühzeitige Dementis gestoppt. Bei der IAEO hatten sich schon deutsche Molkereien gemeldet, um Informationen zu erhalten. –man-/rw

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