taz-Kongreß: Weltbank- Diskussion soll tanzen

■ Für den 8./9.Mai plant die taz eine Veranstaltung über die Weltbank in Berlin / Kritiker unterschiedlicher Couleur sollen auch auf Weltbank-Vertreter treffen

Berlin (taz) – Die taz lädt ein zur Diskussion. Am 8./9.Mai (Sonntag und Montag) will sie in Berlin ein öffentliches Symposium zur Politik der Weltbank abhalten. Der noch einige Monate entfernte Anlaß ist die Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank im Herbst in der Stadt.

Im laufenden Jahr sind anläßlich der Berliner IWF- und Weltbanktagung eine ganze Reihe kritischer Veranstaltungen in der Planung. Unter anderem will ein Arbeitskreis um den Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen (BUKO) während der Tagung selbst einen Gegenkongreß in Berlin abhalten. Im Zusammenhang damit plant eine italienische Stiftung ein Tribunal gegen beide Washingtoner Organisationen und ihre Politik in der Dritten Welt. Der taz-Kongreß findet unter anderem deshalb im Mai statt, um mit dem Veranstaltungs-Höhepunkt im Herbst nicht ins Gehege zu kommen.

Die taz hat die Verschuldung der Dritten Welt mit ihren Konsequenzen vor allem für die dort lebenden Menschen seit jeher als einen ihrer Themenschwerpunkte begriffen. Aus dieser Arbeit sind vielfältige Kontakte entstanden, die es uns heute möglich machen, über die schriftliche Auseinandersetzung hinausgehend in einer direkten Konfrontation Weltbankvertreter und Weltbankkritiker aufeinandertreffen zu lassen. Es ist uns gelungen, einige Vertreter der Weltbank aus Washington und Paris aufs Podium zu bringen – ein Angebot zur Kontroverse „live“, das es leicht machte, von einer ganzen Reihe internationaler und bundesdeutscher kritischer Weltbankexperten Teilnahmezusagen zu bekommen. So hat sich neben anderen Vertretern aus der Dritten Welt mit Mehda Patkar die Angehörige einer indischen Bürgerinitiative angekündigt, die in ihrer Region den Widerstand gegen ein gigantisches Staudammprojekt der Bank organisiert. Sie will ebenso auf dem taz- Symposium mit der Weltbank diskutieren, wie Weltbank-Expertin Cheryl Payer aus den USA erläutern will, warum jedweder Gedanke an eine Reform der Weltbank illusionär sei. Außerdem steht die Vorführung eines bisher in der Bundesrepublik nicht gezeigten Films von Bob Geldof über Weltbank-Projekte auf dem Programm (“The Price of Progress“).

Zum Abschluß wird ein Themenblock die Rolle der Bundesrepublik in der Weltbank (Bonn hat die drittmeisten Stimmrechte in der Bank) beleuchten. Inner- wie außerparlamentarische Opposition werden hier auf die Weltbank- „Träger“ treffen: Vertreter der Regierungsparteien wie auch der bundesdeutsche Exekutivdirektor bei der Weltbank selbst.

Wenn der Kongreß auch nicht unbedingt tanzen soll, so soll er doch unbedingt die öffentliche Diskussion über die Politik zum Tanzen bringen. ulk

Zur Vorbereitung des Kongresses wird im März auf den Wirtschaftsseiten der taz-Samstagsausgabe eine Serie beginnen, bei der möglichst viele unterschiedliche und kritische Sichtweisen der Weltbank-Politik vorgestellt werden.