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Die Beuys–Vitrine

■ Der Epigonenstreit ist voll entbrannt

„Vitrine“ kommt von lateinisch „vitrium“, Glas. Ist das Glas klar, kann man durchblicken. Handelt es sich um Kristall, gibt es viel Täuschen und Glitzern. Im Vorfeld der „größten Beuys–Ausstellung aller Zeiten“ hat es glasreine und schleierhafte Diskussionen gegeben. Johannes Stüttgen, der „19 Jahre lang eine besonders naher Mitarbeiter, Schüler und Freund des Künstlers“ war, plädierte grundsätzlich für „Besser nicht anrühren“ (taz vom 2.2.). Auf seine Werkschutz–Initiative hin verzichtete das Hessische Landesmuseum auf die Ausleihe des „Darmstädter Blocks“. Eine „Kapital“–Analyse dröselte den Zahlenwirrwarr der Erbfolgefrage auf und verdächtigte die Ausstellungsmacher der Fehldatierungen und Profitgeierei (M.E. Schuchman, FR vom 30.1.). Eine zitatenreiche Kolportage im Spiegel dieser Woche ließ alle Kontrahenten des Streits um reine Lehre, Geld und Ruhm auftreten. Wir versuchen, das Großereignis möglichst schlicht anzugehen und beginnen mit einem Interview, das am 12.2. mit dem Ausstellungsmacher Heiner Bastian geführt wurde. Dieser war ebenfalls langjähriger Mitarbeiter des Meisters und ist verantwortlich für das Unternehmen Beuys–Ausstellung in Berlin, das in Zusammenarbeit mit dem Büro des Berliner Immobilien–Großhändlers und Kunstsammlers Dr. Marx durchgeführt wird - einer „sehr professionellen und erfahrenen Stelle für Geldabwicklungen“ (Kultursenator Volker Hassemer/CDU laut FR). Der ebenfalls langjährig von Heiner Bastian beratene Kunstsammler Marx ist einer der maßgeblichen Privat–Leihgeber und „denkt daran“, seine Schätze in öffentliche Hände zu geben. Nicht etwa umsonst, gleichwohl, der Stuttgarter Ministerpräsident Lothar Späth zeigt sich interessiert. Stüttgen fährt derzeit mit einer mobilen Skulptur, dem „Omnibus für direkte Demokratie“, durch Berlin und agiert für den praktischen „erweiterten Kunstbegriff“ im Sinne von Beuys „Aufruf zur Alternative“.

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