: Shultz pendelte zwischen Freund und Freund
■ Der US–Außenminister wurde in Israel von acht Demonstrationen empfangen / Getrennte Besuche bei Israels Ministerpräsident und Außenminister / Shamir blieb hart: Keine internationale Friedenskonferenz / Auch keine Festlegung zum Status der besetzten Gebiete
Aus Tel Aviv Amos Wollin
Der amerikanische Außenminister George Shultz ist am Freitag, dem ersten Tag seines Aufenthalts in Israel, gleich von acht verschiedenen Demonstrationen begrüßt worden. Während sich die Anhänger von Ministerpräsident Jitzhak Shamir gegen jeden territorialen Kompromiß aussprachen, protestierten linke Israelis und Palästinenser gegen die Shultz–Initiative, forderten einen israelischen Rückzug aus den besetzten Gebieten und die Gründung eines Palästinenserstaates an den Seiten Israels. Auch Befürworter der amerikanischen Politik gingen auf die Straße. Eine Demonstration konnte allerdings nicht stattfinden: Ein entsprechender Antrag des „Zentrums für Gewaltlosigkeit“ von Mubarak Awad in Ostjerusalem wurde abgelehnt... Shultz, der von Israel aus zu Stippvisiten nach Syrien, Jordanien und Ägypten reisen wird, möchte seine Gesprächspartner für seine jüngste Nahost–Initiative gewinnen. Soweit bisher bekannt, sollen nach einer internationalen Kurzkonferenz bilaterale israelisch–arabische Verhandlungen beginnen, die auf eine Selbstverwaltung der Palästinenser in den besetzten Gebieten hinauslaufen sollen. Am Freitag mußte Shultz jedoch zunächst nicht zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, sondern den Parteien der Koalitionsregierung pendeln. Nach einem Höflichkeitsbesuch bei Präsident Haim Herzog standen getrennte Gespräche mit Ministerpräsident Jitzhak Shamir (Likud–Block) und Außenminister Shimon Peres (Arbeiterpartei) auf dem Programm. Shamir bekräftigte während seiner Begegnung mit Shultz erneut seine grundsätzliche Ablehnung einer internationalen Friedenskonferenz, an der auch die Sowjetunion beteiligt wäre. Außerdem lehnte er es ab, sich auf einen endgültigen Status für die seit 1967 besetzten Gebiete festzulegen. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Peres, der eine solche Konferenz befürwortet, unterstützt im Gegensatz zu seinem Koalitionspartner die Shultz–Initiative. US–Regierungsvertreter bemühten sich am Freitag vormittag noch, ein Treffen des US–Außen ministers mit einer Gruppe von 15 palästinensischen Notabeln zu arrangieren. Die Mehrheit von ihnen hatte eine Einladung zum Abendessen bereits abgelehnt. Hanna Siniora, der Herausgeber der Ost–Jeruslamer Zeitung „Al Fajr“, erklärte, die Begegnung mit Shultz könne nur in Gegenwart eines offiziellen PLO–Vertreters stattfinden. Die Palästinenser lehnen die Initiative ab, weil die PLO als Repräsentantin der Betroffenen nicht in die Gespräche mit einbezogen ist. Unterdessen haben sich auch die Palästinenser, die in Israels Grenzen aus der Zeit vor 1967 leben, mit einer Erklärung zu Wort gemeldet. Auch sie weisen den Shultz–Plan als einen Versuch zurück, die PLO in Verhandlungen zu umgehen. Somit sei die amerikanische Initiative dem Frieden nicht dienlich. Der Text wurde von den arabischen Bürgermeistern, den Vorsitzenden der verschiedenen Parteien und der sozialen Organisationen unterzeichnet.
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