: Libanon: Zwei Geiseln freigelassen
■ UNO–Mitarbeiter waren vier Wochen lang angekettet / UNRWA hatte Kidnapper unter Druck gesetzt / Noch mindestens 17 weitere Geiseln in der Haft libanesischer Organisationen
Beirut/Stockholm (dpa) - Die beiden in der Nacht zum Mittwoch in Beirut freigelassenenen Skandinavier Jan Stening (Schweden) und William Jörgensen (Norwegen) haben ihre fast vierwöchige Gefangenschaft angekettet auf ei nem Fußboden zugebracht. Dies berichtete Stening (44) im schwedischen Rundfunk. Die Entführer hätten sie aber sonst gut behandelt, sagte der Schwede, der vor seiner Verschleppung für die UN–Hilfsorganisation für Palästina– Flüchtlinge (UNWRA) gearbeitet hatte. Identität und Ziele der Kidnapper seien bis zum Schluß im Dunkeln geblieben. Nach schwedischen Rundfunkangaben sollen die beiden UNWRA–Mitarbeiter am Mittwoch nach einer Pressekonferenz in Beirut per Schiff mach Zypern gebracht werden und von dort aus zum UNWRA–Hauptquartie in Wien fliegen. Die Freilassung Stenings und Jörgensens, die nahe der von sunnitischen Milizen kontrollierten Hafenstadt Saida entführt worden waren, hatten die Entführer am Abend in einem arabisch abgefaßten Schreiben einer westlichen Nachrichtenagentur in West–Beirut angekündigt. Das Schriftstück ist unterzeichnet mit „Revolutionäre Zellen“ - einer Gruppe, die sich seit dem 26. Februar zu der Entführung der beiden Skandinavier bekannt hat. Die Unterzeichner fordern die UNRWA in dem Schreiben auf, ihre Tätigkeit zugunsten der palästinjensischen Flüchtlinge in Libanon wiederaufzunehmen. Sie warnten jedoch davor, internationale Organisationen als Deckmantel für „verdächtige Elemente“ zu benutzen. Die UNRWA hatte kurz nach der Entführung Stenings und Jörgensens all ihre Büros und Schulen geschlossen und sämtliche Aktivitäten eingestellt, um die Geiselnehmer unter Druck zu setzen. Verschiedene am Bürgerkrieg im Libanon beteiligte Organisationen halten noch mindestens 17 Geiseln fest. Darunter ist der Hoechst–Manager Rudolf Cordes. Der US–Diplomat William Buckley sowie der französische Wissenschaftler Michel Seurat sollen nach Angaben der Bewegung „Islamischer Dschihad“ in der Geiselhaft ermordet worden sein. Unter den Geiseln sind neben mehreren Europäern acht Amerikaner.
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