: Plutonium in Mol–Fässern versteckt
■ Mitarbeiter der Kernforschungsanlage Jülich entdeckten plutoniumgefüllte Stahlzylinder in den Fässern aus Mol / Belgier haben den hochgiftigen Abfall gezielt in den von Transnuklear beförderten Fässern versteckt / Plutoniummenge höher als angenommen
Aus Hannover Jürgen Voges
Bewußt und mit Hilfe eines simplen technischen Tricks ist plutoniumhaltiger belgischer Abfall aus Mol in die Bundesrepublik eingeschmuggelt worden. Bei der Untersuchung zweier, im belgischen Mol konditonierter Müllfässer, die nach Bekanntwerden des Transnuklear–Skandals angeordnet wurde, haben Mitarbeiter der Kernforschungsanlage Jülich im Inneren der Abfallgebinde zusätzliche Stahlbehälter entdeckt, deren Wände bis zu drei Zentimeter stark sind. Während die Fässer außerhalb der Stahlbe hälter lediglich puren Beton enthielten, befand sich in den ca. 40 Liter fassenden Stahlzylindern eine krümelige grün–gelbe Masse, die Plutonium enthielt. Wie Dr. Reinhard Odoj, der in Jülich im Auftrage der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) die Atommüllfässer untersucht, der taz mitteilte, ist wahrscheinlich noch in insgesamt 321, in Mol konditionierten Fässern ein solcher Stahlbehälter versteckt. Nach ersten Untersuchungen strahlt das krümelige Material aus den Stahlbehältern in der Größenordnung von einem Millicurie Kobalt und einem Nanocurie Plutonium pro Gramm. Der Inhalt, so sagte Dr. Odoj, sei allerdings noch nicht abschließend untersucht. Man vermutet in jedem Faß eine Plutoniummenge im Milligrammbereich. Damit wären Angaben der Belgier, nach denen versehentlich knapp 200 Milligramm insgesamt in den Fässern untergemischt worden wären, widerlegt. Nach Meinung des Jülicher Wissenschaftlers ist der Trick mit den Stahlbehältern von den Belgiern angewandt worden, um Abfall aus dem Versuchreaktor BR 3 in Mol zu verstecken. „Wenn man den Inhalt der Stahlbehälter gleichmäßig im Faß verteilt hätte“, so sagte Odoj, „wäre für den Transport der Fässer eine zusäztliche Betonabschirmung notwendig gewesen, da die Strahlung außen über zweihundert Millirem gelegen hätte.“ Dies wäre beim Rücktransport aber aufgefallen.
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