: Drei Mitglieder der IRA abgeknallt
■ Britische Militärs erschossen in Gibraltar drei unbewaffnete Aktivisten / Bombe gefunden
Aus Dublin Ralf Sotscheck
Britische Soldaten und Polizisten haben am Sonntag in Gibraltar drei IRA–Angehörige erschossen - obwohl sie die zwei Männer und die Frau, die nicht bewaffnet waren, seit längerer Zeit beschattet hatten. Die drei Aktivisten der Irisch–Republikanischen Armee, Mairead Farrell, Sean Savage und Daniel McCann, befanden sich zu Fuß auf dem Weg in Richtung des Flughafens an der spanischen Grenze, als ohne Vorwarnung geschossen wurde. Wenig später fand die Polizei vor dem Amtssitz des Gouverneurs der britischen Kronkolonie eine 450–Pfund–Bombe in einem Auto, das angeblich von den drei IRA–Leuten benutzt worden war. Ronald Sindon, Sprecher des Gouverneurs, nimmt an, daß die IRA zum ersten Mal einen Anschlag in der Kolonie geplant hatte. Vor dem Palast sollte heute die Wachübernahme des „Royal Anglian Regiment“ stattfinden, das bis vor kurzem in Nordirland stationiert war. Fortsetzung Seite 6 Kommentar Seite 4 Die Vermutung eines Attentatsplans wird durch eine Presseerklärung der IRA erhärtet, die am Sonntag bekanntgab, daß sich Farrell, Savage und McCann wegen eines „Einsatzes“ in Gibraltar aufgehalten haben. Die spanische Polizei hatte nach eigenen Angaben die britischen Behörden bereits vor einem Monat davon unterrichtet, daß eine IRA–Einheit an der Costa del Sol Quartier bezogen habe. Die britische Zeitung Guardian berichtete gestern, daß die IRA–Leute zwei Wochen lang von der Polizei beschattet worden waren. Das britische Verteidigungsministerium bestätigte später, daß an der Aktion auch „militärisches Personal“ beteiligt war. Waffen habe man bei den drei IRA–Mitgliedern nicht finden können. Augenzeugen berichteten, daß die Polizisten und Soldaten aus einem Auto herausgesprungen seien und im selben Augenblick ohne Vorwarnung auf die IRA–Leute geschossen hätten. Zwei waren sofort tot, während der Dritte versuchte, sich schwerverletzt in Richtung Stadt zu schleppen. Auch er wurde erschossen. Die Autobombe enthielt spanischen Sprengstoff vom Typ „Coma–2“, der vorwiegend von der baskischen paramilitärischen Organisation ETA benutzt wird. Der britische Geheimdienst hegt schon seit langem den Verdacht, daß ETA und IRA bei verschiedenen militärischen Aktionen auf dem europäischen Festland zusammengearbeitet haben. Mairead Farrell, Sean Savage und Daniel McCann waren führende Mitglieder der Belfaster IRA–Brigade. Der Tod der drei ist ein weiterer Rückschlag für die IRA. Erst vor einer Woche sind zwei der aktivsten Mitglieder der Grenz–Brigade ums Leben gekommen, als ihre Bombe zu früh explodierte. Seit Oktober haben nord– und südirische Polizei mehrere unterirdische Waffenbunker ausgehoben.
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