: Frelimo: Nur Waffen helfen uns
■ Vertreter der mosambikanischen Regierung von deutschen Ant–Apartheid–Gruppen eingeladen / Krieg Südafrikas gegen Frontstaaaten trifft das Land / Frelimo–Sekretär: Humanitäre Hilfe reicht nicht
Aus Bonn Michael Fischer
„Für uns sind Waffen lebenswichtig, denn wenn wir die humanitäre Hilfe aus dem Westen verteilt haben, kommen die RENAMO–Banditen, töten die Leute und stehlen die Hilfsgüter. Mit mehr Waffen hingegen könnten wir uns besser gegen diese Angriffe verteidigen und Mosambik aufbauen“. Dies waren die Schlußworte von Jose Luis Cabaco, dem Sekretär für internationale Beziehungen des FRELIMO–Zentralkomitees, am Ende einer Anhörung der Grünen im Bundestag am Montag und Dienstag in Bonn zum Thema: „Beendet Südafrikas Krieg gegen die Nachbarstaaten - Apartheid tötet auch in Mosambik“. Die Kampagne, die über den „unerklärten Krieg“ Südafrikas gegen seine Nachbarstaaten aufklären soll, wird neben den Grünen unter anderem von „Terre des Hommes“, der Heinrich–Böll–Stiftung, der Informationsstelle südliches Afrika und dem Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen getragen. Die dazu eingeladene fünfköpfige Delegation von VertreterInnen der mosambikanischen Regierungspartei FRELIMO und Augenzeugen der RENAMO–Massaker unter Leitung Cabacos will bis zum 26. März in mehrern Städten der Bundesrepublik und Österreich über die Lage in Mosambik informieren. Wenn die mosambikanische Führung nur wenige Wochen nach den Besuchen von Kohl und Strauß im Land einer Einladung der bundesdeutschen Anti–Apartheidbewegung folgt, so zeigt dies, daß sie in ihrer verzweifelten Lage bereit ist, mit allen zu sprechen, die möglicherweise einen Beitrag zur Lösung des Konflikts im südlichen Afrika leisten könnten. Für die Veranstalter der Anhörung brachte dies allerdings einige Probleme mit sich. Bei der Vorbereitung der Kampagne mußte beispielsweise geklärt werden, wie die Anti–Apartheidbewegung ein Land unterstützen kann, dessen Regierung soeben den Erzfeind und Apartheid–Fan Strauß eingeladen hatte. Noch stärker verdeutlichte die Schlußdiskussion das Dilemma bundesdeutscher Anti– Apartheidgruppen: wie kann konkrete Solidaritätsarbeit aussehen für ein Land, das dringend militärischer Hilfe bedarf, die man aber verweigert, weil dies dem Grundsatz der Gewaltfreiheit und der Kampagne gegen Waffenexporte widerspricht? Cabaco zeigte sich als verständiger Gast, machte aber dennoch deutlich, wie unzureichend die Haltung der Anti–Apartheidbewegung aus Sicht der Regierungen und Befreiungsbewegungen in den Frontstaaten ist: „Ihr versucht Gewalt und Totschlag zu verhindern, aber es gibt bereits Gewalt und Totschlag. Die Länder des südlichen Afrikas befinden sich seit Jahren im Krieg.“ Andere Sprecher verwiesen darauf, daß Großbritannien, Frankreich, Skandinavien und angeblich auch Italien Militärilfe für Mosambik leisten. Für viele der anwesenden Mitarbeiter von Anti–Apartheidorganisationen war allerdings die Grenze des Zumutbaren ereicht, als Michael Düllmann von einer jüdischen Friedensgruppe erklärte, daß es ein Skandal sei, wie die internationale Gemein schaft das Apartheid–System toleriere. Er forderte eine von der UNO koordinierte militärische Aktion der Mitgliedsstaaten gegen Süfafrika. Etwas weniger gewaltig war der Vorschlag des Vorsitzenden des Koordinationskreises Mosambik, Michael Hagedorn, die Aufstellung von interna tionalen Milizen oder Brigaden zu erwägen. Cabaco war von der Idee nicht sehr angetan. Er meinte, Mosambik brauch zwar Waffen, aber eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten lehne er ab. Die Grüne Bundestagsabgeordnete Uschi Eid erklärte, daß sie diese Diskussion für wichtig halte und auch mit ihrer Basis führe. Generell schien jedoch kein großes Interesse an der Frage zu bestehen, ob sich die Anti–Apartheidbewegung für Militärhilfe an die Frontstaaten einsetzen soll. In südafrikanischen Oppositionskreisen und selbst im Kirchenrat wird allerdings davon ausgegangen, daß das Regime letztlich nur militärisch zu besiegen ist. Dazu müßten die Frontstaaten ein möglichst großen Teil der südafrikani schen Streitkräfte in Kämpfe verwickeln, um so einen Umsturz in Südafrika zu ermöglichen. Zwei Augenzeugen des unerklärten Kriegs des Apartheidregimes gegen Mosambik schilderten die brutalen Methoden, mit denen die von Südafrika unterstützten RENAMO–Banditen gegen die mosambikanische Bevölkerung vorgehen. Seit Jahren terrorisieren die marodierenden Banden ganze Regionen der ehemaligen portugiesischen Kolonie und pressen junge Leute zum Söldnerdienst. Häufig werden die Rekruten gezwungen, Bewohner ihres eigenen Dorfes zu ermorden oder zu verstümmeln. Dadurch soll verhindert werden, daß sie in ihr Dorf zurückkehren können. Fünf Millionen Meschen sollen sich aus Furcht vor dem RENAMO–Terror auf der Flucht befinden. Wie erfolgreich das Ende Januar erlassene Amnestieangebot an RENA
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