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1.920 Millirem in Karlsruhe

■ Hohe Strahlung im Kernforschungszentrum Karlsruhe / Für Beschäftigte „Berufsrisiko bestrahlt zu werden“ / Nur „zum Teil“ gegen den Absturz von Kampffliegern geschützt

Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Mindestens ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin des Kernforschungszentrums Karlsruhe (KfK) wurde 1987 einer Jahresstrahlendosis von 1.920 Millirem ausgesetzt. Das geht aus dem jetzt unter der Überschrift „KfK ist sicher“ veröffentlichten jährlichen Sicherheitsbericht des Forschungszentrums hervor. Der Wert liegt zwar noch unter dem gegenwärtig für Angestellte in Atomanlagen zulässigen Jahresgrenzwert von 5.000 Millirem. In der internationalen Strahlenschutzdiskussion geht man jedoch davon aus, daß die zulässige Belastung über kurz oder lang erheblich herabgesetzt werden muß. Die Wirkung niedriger Strahlendosen, die auf Untersuchungen der Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki zurückgeht, ist jahrzehntelang unterschätzt worden. Als erste nationale Strahlenschutzkommission hat die britische NRPB im November 1987 einen Jahresgrenzwert von 1.500 Millirem für Beschäftigte der Atomindustrie empfohlen und dazu erklärt, daß eine „Strahlenbelastung nahe den gegenwärtigen Dosisgrenzen ein Risiko darstellt, das ans Nicht–Hinnehmbare grenzt“. Einer der führenden deutschen Strahlenbiologen, der Gießener Professor Jürgen Kiefer, hatte erst kürzlich eine Senkung der Grenzwerte gefordert, die auf internationaler Ebene ohnehin bald erfolgen werde. Kiefer ging allerdings davon aus, daß die „Grenzwerte in den meisten Fällen niemals erreicht werden“. Nach Körtings Angaben ist das Zentrum „zum Teil“ gegen Abstürze moderner Kampfflugzeuge geschützt. Einzelne Teile könnten jedoch nur dem Aufprall eines Starfighters standhalten. In den vergangenen Jahren habe es im Kernforschungszentrum keine Strahlenunfälle gegeben, erklärte KfK–Sprecher Klaus Körting. Für die in Atomanlagen Beschäftigten sei es jedoch „Berufsrisiko, bestrahlt zu werden“. Die „beruflich bedingte externe Strahlendosis“ aller 2.032 vom Strahlenschutz überwachten Personen lag nach Angaben Körtings „im Mittel bei nur 43 Millirem“. Die Mitarbeiter der verschiedenen Labors gingen mit Plutonium „im Kilogrammbereich“ um. „Seit Bestehen des KfK“, heißt es in Körtings Erfolgsbilanz, „konnte der Verbleib jedes einzelnen Gramm der zeitweilig bei weit über 100 Tonnen liegenden Kernbrennstoffbestände nachgewiesen werden“. Die internationalen Überwachungsbehörden hatten dagegen zuletzt mehrfach erklärt, die Spaltstoffkontrolle sei lediglich auf etwa ein Prozent genau.

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