piwik no script img

„Ein bißchen mehr Wahrheit“

■ Auszüge aus dem Sitzungsprotokoll der Düsseldorfer SPD–Landtagsfraktion vom 1.3.1988, bei der über die Stillegung von Rheinhausen diskutiert wurde

Helmut Hellwig (MdL Herne, d.R.) informiert über eine am 26. Februar 1988 durchgeführte Veranstaltung des Bürgerkomitees in Rheinhausen, in der Manfred Bruckschen berichtet habe. Noch sei die Stimmung da. Man müsse sich aber etwas einfallen lassen. Johannes Pflug (MdL Duisburg, d.R.) bestätigt, diese Beurteilung der Lage sei richtig. Man sollte den Rheinhausenern zeigen, daß die SPD auch weiterhin an diesem Problem sehr interessiert sei. Es finde nämlich sonst bei den Stahlarbeitern eine Radikalisierung infolge der Orientierungslosigkeit statt. Die Betriebsräte hätten unbedachte Aktionen verhindert. Erst Otto Stüber (MdL Bochum und wichtiger Mann in der IGBE, d.R.) weist darauf hin, die gleiche Entwicklung, die es in Duisburg gebe, habe sich früher auch schon woanders gezeigt und werde sich künftig auch woanders wiederholen. Es seien Stimmen vorhanden, die fragten, ob es richtig sei, die knappen finanziellen Mittel nämlich nach Duisburg zu geben. Willi Wessel(MdL–Herten, dR.) macht geltend, er glaube, daß man den Stahlarbeitern auch ein bißchen mehr Wahrheit sagen müsse über das, was auf sie zukomme. Man habe auch dem Kumpel sagen müssen, daß man das, was man fördere, nicht mehr absetzen könne. Die Entscheidung darüber, wie das in Rheinhausen abgewickelt werden solle, liege bei denen, die das politisch und wirtschaftspolitisch verantworten müßten. Er warne nur davor, daraus einen Flächenbrand entstehen zu lassen. Das halte dann keiner im Griff. Die Außenwirkung von Rheinhausen erzeuge einen Druck auf die Landesregierung. Die Menschen dort erwarteten, daß die Hütte gerettet werde. Wenn man aber ehrlich miteinander umgehe, dann werde man sagen müssen, daß man sich unheimliche MÜhe gemacht habe, die Hütte aber wahrscheinlich nicht zu retten sei. Friedhelm Farthmann (Fraktionsvorsitzender, d.R.) legt dar, es sei nicht Aufgabe des Landes, sich in die Frage einspannen zu lassen, ob Rheinhausen eine Chance habe oder nicht. Eine „Rheinhausen– Debatte“ würde bedeuten, daß man auch eine solche über Schwelm, Hattingen und Oberhausen führen müsse. Loke Mernizka (MdL Siegen, zugleich Aufsichtsratsmitglied der Krupp–GmbH, die als Muttergesellschaft für die Krupp–Stahl AG fungiert, d.R.) empfiehlt, noch einmal öffentlich etwas zu Rheinhausen zu sagen oder einen Brief zu schreiben. Friedhelm Farthmann hebt hervor, der mitbestimmte Aufsichtsrat habe bis heute keine Entscheidung gefällt. Er warne vor Hektik.“

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen