Chiles Luftwaffenchef nervös

■ Juntamitglied Matthei befürchtet, daß Pinochet im September beim Plebiszit durchfällt / Er schlägt deshalb Wahlen mit mehreren Kandidaten vor / Voraussetzung allerdings eine Änderung der Verfassung

Santiago (afp/rtr/taz) - Der chilenische Luftwaffenchef Fernando Matthei, Mitglied der vierköpfigen Militärjunta, hat sich dafür ausgesprochen, den Nachfolger von Staatschef General Augusto Pinochet in einer Wahl mit mehreren Konkurrenten, statt, wie geplant, in einem Plebiszit mit einem einzigen Kandidaten zu bestimmen. Die von der Diktatur ausgearbeitete Verfassung sieht vor, daß die Oberbefehlshaber der Teilstreitkräfte und der Militärpolizei einen Kandidaten bestimmen, der dem Volk dann zur Annahme oder Ablehnung vorgesetzt wird. Allgemein wird in Chile davon ausgegangen, daß dieser Kandidat Pinochet selbst sein wird. Matthei hatte bereits früher wiederholt deutlich gemacht, daß er einen zivilen Kandidaten der Rechten dem jetzigen Diktator vorziehen würde - wohl vor al lem, weil er befürchtet, daß Pinochet durchfallen könnte. In diesem Fall dürfte dieser zwar noch ein weiteres Jahr amtieren, müßte danach aber Wahlen ausschreiben. Offensichtlich um den Militärs eine Blamage zu ersparen, spricht sich nun Matthei - wie die Opposition - für Wahlen mit mehreren Kandidaten aus. Dahinter steckt wohl Kalkül: Während sich die Opposition in der Ablehnung Pinochets einig weiß, wird sie sich schwerlich auf einen Kandidaten gegen Pinochet einigen können. In Santiago räumte Matthei Journalisten gegenüber ein, daß er von einer bevorstehenden Verfassungsänderung, die eine Umgehung des Plebiszits erst möglich machen würde, nichts wisse. Die oppositionelle Tageszeitung La Epoca hatte am Wochenende berichtet, wegen Pinochets schlechtem Abschneiden in Meinungsumfragen prüfe die Junta die Frage einer Wahl des künftigen Präsidenten. Für wirklich freie Wahlen müßte im übrigen auch der Verfassungsparagraph 8 gestrichen werden, der die linken Parteien faktisch für illegal erklärt. thos