: Verfassungsschutz kannte Mordplan
■ Vom dem Untersuchungsausschuß zum Celler Anschlag berichtete der Verfassungsschützer Manfred Borrak über die Operation Neuland / SPD–Protest gegen Ausschluß der Öffentlichkeit
Aus Hannover Jürgen Voges
Bei seiner nichtöffentlichen Vernehmung durch den Untersuchungsausschuß zum Celler Anschlag hat der niedersächsische Verfassungsschützer Manfred Borrak eingestanden, von einem geplanten Geheimdienstattentat auf den Chef der kanarischen Befreiungsbewegung (MPAIAC), Antonio Cubillo, vorab informiert gewesen zu sein. Er erinnerte sich nun wieder an einen entsprechenden Brief seines V–Mannes Jeleo Susak. Dieser war im Jahre 1978 im Rahmen der Verfassungsschutzoperation „Neuland“ mit Hilfe des spanischen Geheimdiensts an Antonio Cubillo heran geführt worden war. Man habe diese Schreiben nicht ernst genommen, sagte Borrak aus. Allerdings habe er seinen damaligen Abteilungsleiter informiert. Dieser habe dann diese Information an die spanischen Behörden weitergegeben. An Antonio Cubillo selbst, der dann einige Monate später bei einem Geheimdienstattentat durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt wurde, gab der Verfassungsschutz die Information allerdings nicht. Fast alle Mitglieder des Untersuchungsausschusses, die gestern die Presse über die Vernehmung informierten, sprachen von heftigen Kontroversen mit dem Zeugen Borrak wegen dessen geringer Aussagebereitschaft. Borrak habe sich geweigert, so sagte der Grünen–Abgeordnete Trittin, über seine Kontakte zu dem spanischen Geheimdienstmann zu berichten, der in der Öffentlichkeit inzwischen als Auftraggeber des Attentats feststeht. An der Vernehmung von Borrak hatten die SPD–Ausschußmitglieder nicht teilgenommen. Sie protestierten damit dagegen, daß inzwischen in diesem Untersuchungsauschuß fast alle wichtigen Zeugen unter Ausschluß der Öffentlichkeit vernommen werden. Der CDU–Abgeordnete Reinhard Briese rechtfertigte den Ausschluß der Öffentlichkeit mit der Gefährdung Borraks.
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