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Ungarn: Die Reform frißt ihre Väter

■ Perestroika auf ungarisch heißt: „Kibontakozas“ / Die KP Ungarns hat ihren Chef, den früheren Reformer Janos Kadar, nach 32 Jahren ins Abseits gestellt / Der Sonderparteitag schickte nur noch Vertreter des Reformflügels um den neuen KP–Chef Grosz ins Politbüro

Von Erich Rathfelder

Berlin (taz) - Die ersten Glückwünsche für die neue ungarische Führung kamen aus Moskau. In einer Grußbotschaft auf der Titelseite der Prawda von gestern wünschte Michail Gorbatschow dem neuen ungarischen Parteichef Karoly Grosz bei „der Erneuerung der sozialistischen Gesellschaft“ viel Erfolg. Am Sonntag hatten die Delegierten des „Nationalkongresses der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei“ in einer geheimen Wahl den über 32 Jahre herrschenden Janos Kadar als Parteichef abgelöst und den Reformerflügel der Partei an die Macht gebracht. In dem nun nur noch elf statt 13 Mitglieder umfassenden Politbüro sind jetzt ausschließlich Reformer vertreten. Unter den sechs neu gewählten Mitgliedern befinden sich auch der in den letzten Monaten mit unorthodoxen Thesen hervortretenden Imre Poszgay und der Wirtschaftsexperte Reszö Nyers, der die erste Wirtschaftsreform der Ära Kadar 1968 einleitete. Unter den Exil–Ungarn löste der Machtwechsel in Budapest Hoffnung und Freude aus. Für den bis zum Einmarsch der sowjetischen Truppen 1956 amtierenden Verteidigungsminister Kiraly ist der erste Test für die Durchsetzungsfähigkeit der neuen Regierung die Rehabilitierung des am 16. Juni 1956 exekutierten ehemaligen Regierungschefs Nagy. Siehe Tagesthema auf Seite 3 Kommentar auf Seite 4

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