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Ab heute: Ball am Kabel?

■ Heute will der DFB entscheiden, wer die Rechte für die Kickerei im TV bekommt / Medienhändler Beierlein, auch im Spiel, meint zur taz: Ich habe keine Chance

Von Bernd Müllender

Aachen (taz) - Hans Apel (SPD) ist „stocksauer“, Hubert Kleine (Grüne) ist „empört, weil Fußball zur Lebensqualität gehört“. Ernst Breit (DGB) erklärte sich öffentlich „bewegt“, und Rita Süssmuth (CDU) sieht „das Wohlergehen beeinträchtigt“. Genscher appellierte noch gestern per Breif an ARD, ZDF und den DFB, nicht die „politische, nationale und sportliche Dimension“ des Fußballs zu vergessen und Bundesligaübertragungen auch in die DDR „ungeschmälert sicherzustellen“. Und selbst Manfred Lahnstein, Ex– Bundesfinanzminister und heute führender Bertelsmann–Mann, jammerte: „Ich hänge selbst an der Sportschau.“ Dabei ist Lahnstein einer der Verantwortlichen, der mit 135 Millionen Mark aus dem Säckel des Mediengiganten dem DFB heute den Zuschlag für drei Jahre exklusive Übertragungsrechte am Bundesligageschehen abringen will, um so der 39prozentigen Firmentochter RTL plus den Fußball zuzuschanzen. Der Deutsche Fußballbund (DFB) will heute entscheiden, wer ab Juli Bundesligaspiele übertragen darf. Wirklich nur die Kabelsender? Ist der Ball erst am Kabel, sind es bald auch alle Haushalte - so die Kalkulation um die Rieseninvestition in der Fußballnation. Außer der Bertelsmann–Offerte liegt noch ein geheimnisvolles 100–Millionen– Angebot des Münchner Medienmachers Hans Beierlein vor. Der frühere Udo Jürgens– und Heino– Manager hat vor drei Jahren schon Fernsehrechte an allen DFB–Pokal– und -Länderspielen gekauft. Fortsetzung auf Seite 2 Interview auf Seite 4 Der „Kapitalist mit Leib und Seele“, der jährlich sechsstellige Summen an den Verwertungsrechten der „Internationalen“ verdient, wäre als Zwischenhändler auch für ARD und ZDF akzeptabel; die Fußballbosse hätten im Schaugefecht die Fronten geklärt, die „flächendeckende Versorgung“ wäre gesichert. Nur Beierlein selbst - im Interview mit der taz - glaubt nicht mehr daran. Herbert Schmalstieg, Hannovers Oberbürgermeister und Präsident des deutschen Städtetags, will die Stadionmieten drastisch erhöhen und die Einnahmen aus Bandenwerbung anders verteilen. NRW–Innenminister Herbert Schnoor will für die Polizeieinsätze bei Bundesligaspielen demnächst Geld verlangen. Ihre Hoffnung richtet sich offenbar darauf, daß die Fußballbosse höhere Einnahmen und steigende Kosten gegeneinander aufrechnen. Aber, so meint Jürgen Emig, Sportchef des Hessischen Rundfunks, zur taz: „Der DFB weiß doch nicht einmal, ob man Wirtschaftlichkeit mit V oder W schreibt.“

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